Spielbericht:
Gleich drei Berichterstatter meldeten sich mit Beiträgen
zu diesem Kampf. Den Berichten der Autoren Hauke Reddmann (HR)
und Holger Hebbinghaus (HH) können Fotos von Karl-Heinz Wilke
zugefügt werden. Diese sind in unserer
Galerie
abgelegt.
Als vorbildlicher Schiedsrichter hat Hauke einen Wettkampfbericht
verfasst (Mika und Heinz-Werner, ihr wisst, was jetzt von euch
erwartet wird? :-) ), den ich noch durch ein paar Anmerkungen
erweitere:
HR: Da ich immer wochenlang auf die Spielberichte
warten muß, schreibe ich ihn einfach mal selba. :-)
Der MK MAT-GHD startete mit einem schnellen Remis. Nein,
nicht was Sie jetzt denken, die Ersatzleute an 8 (Sebastian)
waren vom schwierigen Wählen der Eröffnungszüge bereits so erschöpft,
dass sie nach 10 (?) Zügen aufhörten. An Brett 1 wurde es
natürlich wie immer Remis, aber erst gegen Ende des MK, denn
Anita Conda hatte das Kaninchen in einem Würgegriff, dem es
nur mit sehr viel Glück und Einsatz von literweise Schmierseife
entwischen konnte. Ebenfalls gut bedient mit Remis war Diekmann
an 7; sein Endspiel mit ungleichen Läufern war für ungleiche
Läufer ziemlich haarig und der Gegner hatte sicher ein paar
Verstärkungen ausgelassen - und schon die Eröffnung hätte man
deutlich mehr knechten können. Dagegen war an Brett 5 (Ramme)
das Gleichgewicht nie ernsthaft gestört. Strikt für die Zuschauer
war der Kampf Not (Jan Hendrik) gegen Elend an Brett 3. Weiß
konnte die Dame für Turm und Läufer gewinnen, doch erwies sich
der Gewinn im Endspiel schnell als Verlust, als Schwarz mit
einem fiesen Trick die zweite Reihe abräumte und sich dort zwei
Türme breitmachten. Mit etwas Präzision hätte man die Stellung
leicht nach Hause gebracht, aber im letzten Moment packte Weiß
noch einen Schwindel mit Dauerschach aus. Der wilde Angriff
von Peschke an Brett 6 erwies sich als überzogen. Mit präziser
Verteidigung behielt Schwarz das eingesammelte Material.
An Brett 4 spielte Schwarz seinen Angriff mit 2 Figuren weniger,
die noch auf c8 und a8 rumidelten. (Der übliche eingesperrte
Läufer im Stonewall.) Kaum war HR mal fünf Minuten weg, war
die Partie schon verloren für den Gegner von Tobias; vermutlich
hatte sich der weit vorgepreschte Sh3 mangels Nachschub am Ende
verfranzt. An Brett 2 gewann Jero im Angriff, aber von der
kritischen Phase habe ich zuwenig mitgekriegt.
HH:
Gara,Anita (2307) - Hebbinghaus,Holger (2256), HMM
2014 Landesliga Hamburg (1.1), 13.10.2013
Klar ist, dass nur Weiß Gewinnversuche unternehmen kann,
aber so kooperativ wie in der Partie sollte ich mich eigentlich
nicht verhalten ... 46.b5 cxb5 [Wenn ich mich gefragt hätte,
warum Anita eigentlich ihre Türme auf der a-Linie verdoppelt
hat, wäre ich vielleicht auf 46...a5 47.bxc6+ Txc6 verfallen,
und wie soll es eigentlich weitergehen? Auch der Textzug verdirbt
noch nichts, erfordert aber genaue Berechnung.] 47.axb5 a5 48.Sb4
Td7 49.Sc6 Kc7 50.Tc1 Lb7 51.c4 dxc4? [51...Lxc6 52.bxc6 Kxc6
53.cxd5+ Kxd5
wirkt angesichts der Königsstellung wenig vertrauenerweckend,
wäre aber der sicherste Weg zum Remis. Wenn nach 54.Tb3 Sxd4
55.Td3 Txe5 56.Te1 Kc4 57.Tc1+ Kd5 58.Te1 (und Remis durch Zugwiederholung)
gefolgt wäre, hätte Hauke wahrscheinlich eine Schuhkontrolle
angeordnet :-), aber 54...Tc7 55.Txc7 Sxc7 56.Txb6 Kxd4 57.Tb7
Sd5 58.Txf7 Te6 59.Ta7 Sxf6 60.exf6 Txf6 61.Txa5 ist ein berechenbarer
Remisweg. ] 52.Txc4 Lxc6 53.Txc6+ Kb7 54.Td6 Txd6 55.exd6 Kc8
56.Tc3+ Kd7 57.Tc6 Tb8 58.Le5 Tb7 59.Kc3
59...Sd8? Den zweiten Zug vorm ersten ausgeführt... [59...f6
mit der Idee 60.Lxf6 Sf4, während nach 60.Lh2 Sd8 folgt, sollte
immer noch mit knapper Not die Stellung halten.] 60.d5 Jetzt
steht Weiß auf Gewinn, aber netterweise gibt sie das Geschenk
gleich wieder zurück. 60...f6 61.Ld4?! [61.Lxf6 Sf7 62.Kb3 Sxd6
63.Ka4 gewinnt am einfachsten; nach Ld4 habe ich nur die Wahl,
ob ich die Damenflügelbauern, die Königsflügelbauern oder gleich
die Partie aufgebe.] 61...Sf7 62.Txb6? Und nun ist es Remis,
während 62.Lxf6 oder 62.Kb3 immer noch gewonnen hätten.] 62...Txb6
63.Lxb6 Sxd6 64.Lxa5 Sxb5+ 65.Kc4 Sd6+ 66.Kd3
Mit passiver Verteidigung hält Schwarz locker Remis, da der
d-Bauer sicher blockiert ist, der weiße König nirgendwo reinkommt
und der f6 problemlos gedeckt werden kann (und die weißen Figuren
nicht genügend Felder kontrollieren können, um irgendwelche
Zugzwangmotive aufs Brett zu zaubern), allerdings hätte es auch
niemand Anita übel nehmen können, wenn sie statt sofort Remis
anzubieten noch ein paar Züge lang getestet hätte, ob ich mich
noch zu irgendwelchen Dummheiten hinreißen lasse. 1/2-1/2
Varain,Ernst Helmut (2093) - Diekmann,Jens (2056),
HMM 2014 Landesliga Hamburg (1.7), 13.10.2013
Wo Hauke in Jens' Läuferendspiel Gewinnchancen für Weiß
gesehen hat, ist mir schleierhaft. Zwar geht nach 39.Ke6 der
e-Bauer verloren, aber wenn Schwarz darauf achtet, a) den d-Bauern
nicht durchlaufen zu lassen und b) keinen zweiten Bauern zu
verlieren, ist das Remis eine reine Formsache, wie Jens überzeugt
demonstriert: 39...Ke8 40.Lg5 Le4 41.Lxe7 Lc2 42.Lg5 Ld3 43.Kd6
a5 44.Kc7 axb4 45.d6 Lf5 46.Ld2 b5 47.Lxb4 Le6 48.a3 Lf5 Vermutlich
erfahren wir die Auflösung, wenn Hauke für Inselschach 666 einen
höllisch starken Co-Kommentar verpflichtet :-) 1/2-1/2
Grote,Dirk (2151) - Müller,Jan Hendrik (2166), HMM
2014 Landesliga Hamburg (1.3), 13.10.2013
In Jan Hendriks Partie haben in der Tat beide Seite genug
Gewinnchancen für eine ganze Saison ausgelassen. Um den Umfang
dieses Berichtes nicht ausufern zu lassen, beschränke ich mich
auf den letzten Elfmeter, wobei fairerweise anzumerken wäre,
dass beide Seiten nur noch von ihren 30 Bonussekunden pro Zug
lebten: 48...a5?? [48...Tf5 gewinnt dank der Drohung ...Tg1
die Dame, während jetzt Weiß zu Gegenspiel kommt:] 49.Tb8+ Kh7
50.h5, und nach 50...Tf6 51.hxg6+ Txg6 52.De5 zwang Jan Hendrik
Dirk mit 52...Td6+ 53.Ke1 Te6 zum Dauerschach auf h8 und g8.
1/2-1/2
Peschke,Matthias (2021) - Paul,Anatolij, HMM 2014
Landesliga Hamburg (1.6), 13.10.2013
Matthias hatte bereits einen Bauern ins Geschäft gesteckt,
und da er nicht mehr viel Freude an seiner Stellung haben wird,
wenn Schwarz sich konsolidiert, ist 25.Sf4! nur konsequent.
Nach 25...gxf4 26.Lxf4 bewertet der Rechner die Stellung angesichts
von Varianten wie 26...Sf8 27.Kf2 Sc6 28.Th1+ Sh7 (28...Kg8
29.Dh5 Dh7 30.Df3) 29.Lxd6 Dg7 (29...Dxd6 30.Txh7+ Kxh7 31.Dg4
Dh2 32.Dg6+ Kh8 33.Dxf6+) 30.Dh5 mit 0.00. Das kann natürlich
niemand auf unserem Niveau voraussehen, dass die Partiefortsetzung
26.Dh5+? Kg7 27.Txf4 Se5 28.Tg4+ Sxg4 29.Dxg4+ Kf8 30.Kf2 Sg8
31.Th1 Tbd8 32.Th8 Dg7 verliert, war allerdings durchaus berechenbar.
0:1
Müller,Tobias (2116) - Baldauf,Bastian (2162), HMM
2014 Landesliga Hamburg (1.4), 13.10.2013
Tobias öffnete mit 17.e4 die Stellung 17...Sh3+ 18.Kh1 h6??
[Nach 18...fxe4 scheitert das Wiedernehmen offensichtlich an
...Sf2+, aber z.B. nach 19.Le3 kann Weiß nicht über seine Stellung
klagen. Dennoch wäre dies im Vergleich zum Textzug das kleinere
Übel für Schwarz gewesen.] 19.exd5 exd5 20.cxd5 cxd5 21.f4
Und nun hängt nicht der d5, sondern außerdem droht Lf3 nebst
Dg2; kein Wunder, dass die Partie nicht mehr lange dauerte.
1:0
Hawellek,Jeronimo (2337) - Heyken,Enno (2359), HMM
2014 Landesliga Hamburg (1.2), 13.10.2013
Angesichts der Drohung ...c4 ging Jeronimo mit 15.e5 aufs
Ganze: 15...Lxc3 [Den Bauern hätte Enno auch nehmen können,
allerdings bieten nach 15...dxe5 16.fxe5 Dxe5 17.Lf4 De7 18.d6
der d-Bauer und die angriffslustigen Figuren gewisse Kompensation.]
16.exf6 Lxf6? [16...Lxa1 wäre schon nach dem Reddmann-Motto "Besser
mit Materialvorteil unter Druck stehen als ohne Materialvorteil"
vorzuziehen gewesen :-). Nach 17.Lxh7+ Kh8 18.Txa1 Sxf6 19.Lxf6
gxf6 kann Weiß mit 20.Df5 Lc8 21.Dxf6+ Kxh7 22.Dh4+ das Dauerschach
erzwingen, aber wohl nicht mehr.] 17.Lxh7+ Kh8
18.Tf3 Lxg5 [Jetzt hat Schwarz schon nicht mehr die Zeit,
den Turm zu schlagen, da der Angriff durchdringt: 18...Lxa1
19.Th3 g6 20.Lxg6+ Kg8 (20...Kg7 21.Th7+ Kg8 22.Sc3) 21.Lh7+
Kg7 22.Df5 Tfe8 23.Le7] 19.fxg5 g6 20.Th3 Kg7 21.Sf4 Se5
22.Lxg6 Und da der Läufer nicht geschlagen werden darf, hat
Weiß jetzt Angriff und Materialvorteil, der wenig später in
den ganzen Punkt umgesetzt wurde. 1:0
(Hauke Reddmann und Holger Hebbinghaus, 15.10.2013)
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