Zum dritten Mal trafen wir in der Landesliga auf den Lokalrivalen
und zum dritten Mal gab es ein 4,5:3,5. Nachdem wir 2013 in
einem Wettkampf auf höchstem Niveau mit diesem Ergebnis gewonnen
hatten, letztes Jahr aber in der Alten Forst nur zweiter Sieger
wurden, gab es in diesem Jahr an eigenen Brettern wieder einen
Erfolg für uns. Wie stark die Diagonalen sind, hängt, nachdem
ein uns sehr bekannter fast-GM seine schachliche Heimat wieder
einmal gewechselt hat, noch mehr davon ab, wie viele Dänen im
Team sind. Während in den Vorjahren gegen uns insofern fast
alles ausgeschöpft wurde, was der Kader hergab, war diesmal
zu Spielbeginn kein einziger Däne im Vereinshaus, was dazu führte,
dass Holger (H.) erst einmal ohne Gegner da saß. Wir waren dagegen
gerade noch vollständig geworden, weil neben Holger F., der
schon seit geraumer Zeit als Ersatz verpflichtet war, am Vortag
auch Björn kurzfristig zugesagt hatte, bei uns auszuhelfen.
Schließlich kam nach etwa einer Viertelstunde auch Diagonales
Nr. 1 Nils Jørgen an, dessen Navi unser Vereinshaus offenbar
woanders vermutet hatte und schimpfte laut, dass man uns ja
gar nicht finden könne.
Mein erster Blick auf die Eröffnungen versprach einen spannenden
Wettkampf: Gut sah es vor allem bei Björn aus, der klaren Entwicklungsvorsprung
besaß und diesen bald auch in Materialvorteil umwandelte. Jens
hatte eine Variante des Alapin-Sizilianers auf dem Brett, die
in den 90ern vielfach von Frank Palm, Holger Fabig und mir auf
weißer Seite gegen Jens, Michael und KJ ausgefochten wurde.
Jens wusste also was zu tun war. Dafür sah sich Matze einem
sehr gefährlichen Königsangriff gegenüber, aus dem er nur unter
großen Zugeständnissen ins Endspiel entwischen konnte. Christoph
fand sich nach einem frühen Damentausch in einer taktisch komplexen
Stellung wieder. Aufgrund seiner schlechten Struktur war klar,
dass er etwas konkretes finden musste, da sein Gegner sonst
ein ausgiebiges Bauernfrühstück zu nehmen drohte.
Während bei mir die Zeit knapp wurde, bekam ich nur noch
mit, dass Jens seine Partie gewonnen, Holger F. verloren hatte
und Holger H. seine passive Stellung wieder einmal zum Remis
zusammenhalten konnte. Ich hatte mich um den 20. Zug recht wohl
gefühlt, hatte aber einen trickreichen Springerzug übersehen,
wonach mein Gegner plötzlich überall Gabeln drohte. Nachdem
ich zunächst richtig reagiert hatte und in ein ausgeglichenes
Endspiel abwickelte, sah ich mich plötzlich nicht mehr in der
Lage, dem einzigen gefährlichen Bauern, der meinem Gegner verblieben
war, Einhalt zu gebieten. Der Computer zeigte mir später, dass
es eine ganze Reihe von Möglichkeiten dazu gab. Der Zug meiner
Wahl gehörte definitiv nicht dazu, so dass ich kurz vor Ablauf
meiner Bedenkzeit aufgab.
Beim Stand von 1,5:2,5 konnte ich mich damit wieder den anderen
Brettern widmen: Christoph war es gelungen, eine Qualität zu
gewinnen. Nachdem er die Stellung auf ein reines Turm-gegen-
Läufer-Endspiel mit Bauern auf beiden Flügeln reduziert hatte,
war ich mir sicher, dass er gewinnen würde. Gleiches galt für
Björn, der drei Mehrbauern besaß, obwohl diese bei ungleichfarbigen
Läufern nicht leicht zu verwerten waren. Bei Matze sah ich keine
realistische Möglichkeit, dass dort ein anderes Ergebnis als
ein Remis herauskommen würde. Dementsprechend erlaubte ich Jan
Hendrik remis zu spielen, um den zum Sieg noch fehlenden halben
Punkt zu erhalten. Vielleicht hätte ich doch eher den Satz "iudex
non calculat" berücksichtigen sollen, denn die Addition
enthielt noch ein paar von mir nicht berücksichtigte Unbekannte.
Neben Christoph vermeldete nämlich plötzlich Matze einen Sieg,
weil sein Gegner seinen Läufer durch eine Springergabel verloren
hatte. Dafür stellte Björn beim Versuch, die Stellung zu vereinfachen,
ein verbundenes Freibauernpaar ein. Beim Stand von 4:3 mussten
wir damit noch einmal zittern. Björn hatte zwar immer noch einen
Bauern mehr und eine Stellung, die er kaum verlieren konnte,
er ließ aber seine Restbedenkzeit für den Geschmack seiner ausharrenden
Mitspieler viel zu weit ablaufen. Schließlich sah aber sein
Gegner aber keie sinnvolle Möglichkeit mehr, trotz des ihm verbliebenen
Minusbauern noch Gewinnversuche zu unternehmen. Unser last-minute-Einsatz
Björn war damit der Held des Tages, obwohl er selbst immer noch
ob seines Einstellers haderte.
Die schönste Kombination spielte diesmal Jens:
Schwarz muss zum Mattsetzen nur noch die Dame ablenken.
Daher 20... Txc4! Wenn der genommen wird, setzt 21... Sh3+
nebst Df3 matt (21...Df3 22. gxf4 Lh3 reicht natürlich auch).
Weiß versuchte noch 21. Txd7, behielt aber nach Txd4! wegen
der anschließenden Springergabel auf e2 eine Figur zu wenig.
Die Stellung ist hier allerdings schon sehr nebenlösig: Neben
der ins Auge fallenden Alternative 21... Dxd7 mit der bereits
bekannten Idee 22. Dxc4 Dxd4, hat Holger in seinen Partiekommentaren
auch auf das sehr elegante 21... Se2+ 22. Kg2 Tc3 hingewiesen
mit der Pointe 23. bc3: Df3+ 24. Kh3 Sf4+ 25.Kh4 Dh5#
Jeronimo
|
Ergebnis:
|
SK Marmstorf |
4½-3½
|
SV Diagonale
Harburg |
1 |
1 |
Hebbinghaus,Holger |
2270 |
½:½ |
Fries-Nielsen,Niels Jørgen |
2339 |
1 |
2 |
2 |
Hawellek,Jeronimo,Dr. |
2357 |
0:1 |
Kuberczyk,Christoph |
2169 |
2 |
3 |
3 |
Müller,Jan Hendrik |
2155 |
½:½ |
Wasmuth,Matthias |
2164 |
3 |
4 |
5 |
Rammé,Christoph |
2139 |
1:0 |
Becker,Martin |
1932 |
6 |
5 |
6 |
Diekmann,Jens
|
2060 |
1:0 |
Hernandez,David |
ohne |
7 |
9 |
7 |
Peschke,Matthias
|
2006 |
1:0 |
Cotaru,Andrei |
1931 |
8 |
7 |
11 |
Fabig,Holger |
ohne |
0:1 |
Hoppe-Jaenisch,Daniel
|
ohne |
10 |
8 |
14 |
Undritz,Björn |
1920 |
½:½ |
Haschimi,Haschem |
ohne |
11 |
|