Entspannter Auftakt
Für einen Teamchef ist es immer schön, wenn man vor dem
Kampf um acht besetzte Brett weiß. An dieses Gefühl möchte
ich mich in dieser Saison gewöhnen. Das klappte im ersten
Kampf schon einmal sehr gut, auch wenn mit Kristins kurzfristige
Absage (ich darf Kristin selbst zitieren: „Das geht ja gut
los“) zunächst Unheil drohte. Manfred stand aber sofort
bereit – herzlichen Dank für die schnelle und spontane Zusage.
Auch Dank an Michael, der zwar nicht mitspielte, sich als
Ergänzungsspieler aber bei mir frühzeitig abmeldete, so
dass ich einen Anruf weniger tätigen musste. Sehr vorbildlich!
Zum Mannschaftskampf:
Die Gäste aus dem nahen Fischbek traten in ähnlich guter
Besetzung wir wir an. Es fehlten zwei gemeldete Stammspieler
an 2 und 5. Neben dem Heimvorteil hatten wir einen leichten
rechnerischen DWZ-Vorsprung auf dem Papier.
Nach etwa einer halben oder dreiviertel Stunde ließ ich
meinen Blick über die Bretter schweifen und sah nichts,
was mich beunruhigen müsste. Im Gegenteil, denn Markus Gegenüber
fühlte sich frühzeitig verpflichtet, sich als guter Gast
zu zeigen und einen Bauern kompensationslos zu geben.
Das erste Ergebnis erreichte mich dann von Brett 8. Auch
hier hatte ich zwischenzeitlich einen Mehrbauern bei Manfred
ausgemacht, jedoch war dieser scheinbar nicht zu behaupten
und die Endstellung verdient das Zeichen „=“ in jedem Falle.
Somit also Remis am Brett für unsere Feuerwehrkraft Manfred.
Nochmals herzlichen Dank für die spontane Zusage!
Danach gingen wir durch Gerhard endlich in Führung. Endlich
deswegen, weil inzwischen der Vorteil an vielen Brettern
deutlich erkennbar war. Endlich deswegen, weil eine Führung
beruhigt. Und auch endlich deswegen, weil Gerhard (nach
der unglücklichen Vorsaison) wieder ein ganzer Punkt gelang.
Gerhard selbst bezeichnete seine Eröffnung als weniger gut.
Wenn man aber im 14. Zug einen Bauern mehr hat, dann kann
das soooo schlecht nicht gewesen sein, es sei denn, der
Gegner hat tatkräftig unterstützt. Das Spiel auf den Isolani
auf d6 und die damit verbundenen Drohungen sorgten für den
ganzen und durchaus verdienten Punkt.
Kolja nötigte seinem Gegner in der Eröffnung viele Züge
ab, die ihm mit den schwarzen Steinen spielend, schnell
zum Ausgleich brachten. Seine Zentrumsbauern preschten voran
und beschäftigten die weißen Figuren in der Brettmitte,
so dass die schnell aufgebaute Drohung am Königsflügel nicht
mehr pariert werden konnte. Eine sehr anschauliche Partie!
Wie schon eingangs erwähnt, hatte Markus frühzeitig Materialvorteil
in Form eines Bauern. Diesen Vorteil ließ Markus sich nicht
nehmen. Sein Fischbeker Spielpartner erwischte offenbar
keinen so guten Tag. Nach dem Bauern in der Eröffnung übersah
er später (in einer Stellung, in der Markus sich bereits
erheblichen Vorteil erspielt hatte), dass die Dame hing.
Somit musste Markus nicht mehr lange nach dem besten der
vielen guten zur Verfügung stehenden Zügen suchen.
Neben mir schniefte sich am ersten Brett Jörg durch die
Partie. Ja, ja, die Klimaumstellung! An Jörg geht nicht
nur mein Dank zur Teilnahme, sondern auch für den ganzen
Punkt. Wie immer wartete Jörg geduldig auf seine Chance.
Diese kam mit der Öffnung der h-Linie bei entgegengesetzten
Rochaden. Jörg war einfach da, wo er sein sollte (wie ein
guter Mittelstürmer) und nutzte die Drohung auf dieser Linie
in Kombination mit dem Angriff der Dame auf der Diagonale
(d5-h1). Nicht zu vergessen der wichtige Bauernvorposten
auf g4, der durchaus die Bezeichnung „Sargnagel“ tragen
darf.
Damit war der Mannschaftskampf eingetütet und für mich
stellte sich nicht mehr die Frage, ob ich zur Ergebnissicherung
Remis anbieten sollte oder nicht. Also betätigte ich mich
als Gefahrensucher und opferte einen Springer für zwei Bauern,
um einen Angriff auf dem Königsflügel zu starten. Blöd nur,
dass ich a) diesen nicht konsequent fortsetzte und b) am
Damenflügel durch ein Rückopfer ausgekontert wurde. Bei
nur annähernd korrekter Spielweise (f5!) hätte ein noch
weitaus unterhaltsamer Abend daraus werden können.
Uwe kam (mal wieder …..) in Zeitnot. Da sein Spielpartner
(vielen noch als ehemaliger und langjährig verdienter Landesturnierleiter
durchaus bekannt) dies ausnutzen wollte und seinerseits
schnell zog, fühlte ich mich als Mannschaftsführer verpflichtet
einen Spruch zu bringen, den ich – das muss ich einfach
mal so schreiben - mir insgeheim schon immer gewünscht hatte:“
Jürgen, Du weißt schon, dass Du noch die Züge notieren musst?!“
Dies zu analysieren, überlasse ich jetzt den Psychologen.
Selbigen braucht Uwe nach der mit unbändigem Siegeswillen
geführten Partie hoffentlich nicht, denn es war bereits
die zweite Niederlage gegen Jürgen.
In Bodos Partie zierten sich beide Seiten lange Zeit,
einen Schritt nach vorne zu machen. Ein „Bauernvorstoß“
auf e4 (von Weiß!!!) im 18. Zug darf bereits als „scharf
gespielt“ bezeichnet werden. Als Bodo dann seinerseits tatsächlich
mit seinem schwarzen Bauern mittels d5-d4 die Stellung verschärfte
und damit interessant machte, einigte man sich sechs Züge
später auf Remis. Da hatte Bodo eine Figur gegen zwei Bauern,
aber weder die einzige offene Linie noch– so meine ich gesehen
zu haben – die bessere Zeit. Insofern ist das Remis, da
der Kampf bereits entschieden war, durchaus in Ordnung.
Spielerisch hat mir das sehr gut gefallen. Und ich denke,
es ist auch gut, dass wir nicht höher gewonnen haben, um
uns selbst frühzeitig in eine Favoritenrolle zu bringen.
Nicht gefallen hat mir, dass nach dem Kampf „plötzlich“
alle weg waren. Ich habe nichts dagegen, wenn man nach einem
Heimkampf und einer sehr frühzeitig beendeten Partie
gerne gleich nach Hause gehen möchte. Diejenigen, die allerdings
bis zum Ende gucken, dürfen dann bitte auch nach der letzten
Partie zumindest ihre Figuren in die Kästen einpacken und
noch besser Brett und Figurensatz sowie Uhr in den Schachschrank
bringen. Danke!
(Stephan Barz, 23.01.2016)
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