Ein verschenkter Punkt
Nach ein bisschen Abstand zum Mannschaftskampf (sonst
schreibe ich ja gleich noch in der Nacht), ist der erste
Ärger insbesondere über mich selbst verflogen. Bei den Mannschaftskämpfen
sitzen halt immer acht am Brett und das 4:4 ist ein Ergebnis
aller. Mein Beitrag war nur einer von acht und im Team gab
es Licht wie Schatten gleichermaßen – wie auch in meiner
Partie.
Wir hatten uns schon einen Sieg ausgerechnet, das muss
klar gesagt sein. Die ersatzgeschwächten Gäste (es fehlten
die Bretter 3 und 4) kamen zunächst nur zu siebt. Nach einer
Dreiviertelstunde war das Gästeteam komplett. Unser Spiellokal
ist immer noch nicht in ganz Hamburg bekannt und wenn das
so ist, dann ist es halt schwer zu finden.
Lutz startete also mit einem guten Zeitpolster in die
neue Saison. Noch besser erwischte Kolja den Start. Er gewann
die erste Partie der frischen Serie und erlegte den König
auf dem offenen Königsflügel mit den Schwerfiguren. Das
ging furchterregend schnell.
Michael steuerte mit seinem Remis ebenfalls Zählbares
bei. In dieser Partie gab es eine optische Überlegenheit
für Michaels Gegner, aber ich denke mehr war auch nicht
drin. An einer Stelle der Partie – so verrät die nachträgliche
Analyse – gab es jedoch eine bessere Fortsetzung für den
jungen Spieler von Königsspringer. Die Frage „Ob es gereicht
hätte?“ brauchen wir uns nicht mehr stellen.
Dann konnte Lutz seinen Zeitvorteil in einen ganzen Punkt
umsetzen. Die Stellung selbst schien lange Zeit ausgeglichen,
aber Lutz hatte mit Weiß sicherlich auch gute Ideen, die
sein Gegenüber derart beschäftigten, dass dieser die Zeit
weit vor der Zeitkontrolle überschritt.
Beim Stand von 2,5:0,5 sah ich die Lage entspannt an
den übrigen Brettern und hoffte zudem auf die Überlegenheit,
die das Papier anhand der DWZ für uns auswies und ich dachte
auch, dass die Erfahrung über die Jugend zu stellen wäre.
Einige meiner Gedanken und Hoffnungen waren allerdings Fehleinschätzungen.
Während sich Kevin in das Remis rettete (hier habe ich
außer dem Zeitnachteil von Kevin nicht wirklich viel von
der Partie mitgenommen) verursachte Uwe einen bösen Fingerfehler,
obgleich seine Stellung zu diesem Zeitpunkt (wieder) gut
aussah. Kevin und Uwe waren übrigens nach ca. 1,5 Stunden
diejenigen, die über eine Stunde verbraucht hatten und ihr
Gegenüber erst etwa 15 Minuten. Da müsst ihr beide dran
arbeiten, bitte!
Ich selbst gewann im 14. Zug einen Bauern durch eine
Unachtsamkeit meines Spielpartners. Anstelle diesen Vorteil
in Ruhe zu verwalten und die Partie bis zum weiteren Ausgang
der anderen Partien ruhig zu halten, fasste ich einen absolut
sinnfreien Plan mit einem Figurenopfer für zwei weitere
Bauern. Dabei hatte ich die Schachblindheit in jedem Falle
auf meiner Seite, was der weitere Spielverlauf eindrucksvoll
belegt.
An Brett 2 und 3 näherte sich die Zeitnotphase, die alle
vier Spieler erreichte. Das erste Blättchen fiel bei Markus,
der sich in der Eröffnung noch gut verkaufte. Im achten
und zehnten Zug zeigt mir Fritz bessere Fortsetzungen für
Markus, aber auch die muss man am Brett finden. Nachträglich
wissen wir es sowieso alle besser. Danach und auch am Ende
sah es nach Remis aus, aber die Zeit ist eben auch entscheidend.
Christian nahm im 27. Zug den Mut zusammen und spielte
nach vorne.
Gebert, Claus (1497-4) – Unbehend, Christian (1528-1)
GER - chT HH Kreisliga C Hamburg (1.3), 12.01.2018
In dieser Stellung zog der 27. … e5. Das sieht
jetzt nicht wie John Rambo aus, birgt aber eine Menge Fallstricke
und Weiß bewies auch, dass man sich hier verzetteln kann.
Mit 28. dxe5 setzte Weiß suboptimal fort. Hier
hätte Weiß zunächst den störenden und imposanten Gaul auf
d5 entfernen sollen, um den nachfolgenden Querelen aus dem
Weg zu gehen.
Es folgte: 28. … Sxe3 29. fxe3 Dxe5 30. Dg2
f5 31. Lxc6 Dxe3+
Und hier entschied sich Weiß für 32. Kf1 und wurde
im 39. Zug auf d1 stehend Matt gesetzt. Kh1 verlängert das
Leben, aber wer findet die wuchtige Antwort auf diesen Zug?
In der Zeitnot sicher nicht einfach, aber es war ja auch
nicht notwendig. Nun gut – ich verrate es Euch, sonst lest
ihr ja nicht weiter: 32. Kh1 Txc6 33. Dxc6 Dxg3+ 34. T3b2
Lxc3 und Schwarz steht deutlich besser aufgrund der Mattideen,
der sogleich versprengten Türme und hat für die Qualität
zwei bis drei Bauern.
Ja, schade. Den Saisonbeginn haben wir uns anders, noch
erfolgreicher vorgestellt. Dann müssen wir jetzt aus unseren
Nachlässigkeiten lernen und im nächsten Kampf auf fremden
Brett bei Weiße Dame 3 den ersten Doppelpunkt setzen.
Stephan Barz (13.01.2018)
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