Spielbericht
Und schon wieder stand ein Landesligawettkampf auf der Tagesordnung.
Leider musste unser Starautor diesmal in der Alten Forst sein
Unwesen treiben (nicht zu verwechseln mit der alten Försterei,
obwohl auch dort Union relativ erfolgreich sein soll), so dass
kaum zu erwarten ist, dass dieser Bericht das Niveau des ersten
erreicht.
Während wir in der ersten Runde in der Müller-Wertung klar
mit 3:0 führten und damit schon gar nichts mehr schief gehen
konnte, stand es diesmal in der Wertung 1:1 (Jan Hendrik fehlte
und wurde durch Nicolai ersetzt), und alles war offen.
Als erstes durfte der Schiedsrichter ein 16-zügiges Remis
an Brett 2 notieren – Moment, Brett 2? Das sieht doch sehr nach
einer knapp-daneben-Entscheidung à la Phantomtor aus (aber in
der Landesliga gibt es weder Linienrichter noch Grundreihenkameras,
die dies überprüfen könnten).
Ob ich in der Folge die exakte chronologische Reihenfolge
einhalte, ist nicht ganz sicher, aber ungefähr dürfte es hinkommen.
Tobias brachte uns durch einen Sieg gegen den in der Bundesliga
erfahrenen Wolfgang Hohlfeld in Führung:
Müller, Tobias (2124) – Hohlfeld, Wolfgang (2101)
HMM 2014 Landesliga Hamburg (2.3), 10.11.2013
Bisher hat Schwarz streng die Nimzowitsch-Weisheit beherzigt,
dass der Freibauer ein derart schurkischer Schurke ist, dass
er hinter Schloss und Riegel (sprich blockiert) gehört, aber
nun griff er zu 29...Sb5?! (Nach 29...f5 gibt es noch
keinen Grund zur Panik) Jetzt wäre 30.d6 eine Option, um den
d-Bauern gegen den b-Bauern zu tauschen, stattdessen griff Tobias
zu 30.Lf1, worauf die reumütige Rückkehr 30...Sd6
Pflicht war. Nach 30...Dd6? 31.Db3 steht Weiß
auf Gewinn, in der Partie ging es rasch zu Ende: 31..Td8
32.a4 Sc7 33.Dxb7 Sxd5 34.Td1 Td7 35.Dxd5+ 1:0
Allerdings zeichnete es sich schon ab, dass an den letzten
vier Bretter nicht allzu viel herausspringen würde. Jens hatte
allen Grund, begröppelt dreinzublicken, denn aus seiner Gewinnstellung
holte er nur die halbe Punktzahl:
Gröppel, Peter (1922) – Diekmann, Jens (2057) HMM 2014
Landesliga Hamburg (2.6), 10.11.2013
Läuferpaar, zwei Mehrbauern, was soll da schon schief gehen?
28...Ke7 sieht am einfachsten aus, um vorsichtshalber alle Ideen
mit Lf6 auszuschalten, aber auch 28...Lb5 verdirbt nichts.
Nach 29.Ke3 Lxe2 30.Txd5 hätte Jens allerdings mit 30...Tad8
31.Kxe2 Lxf4 die gleichfarbigen Läufer behalten sollen, während
nach nach 30...Lxf4+? 31.Kxf4 weiße Aktivität und ungleichfarbige
Läufer die beiden Minusbauern kompensieren und kurz nach der
Zeitkontrolle der Punkt geteilt wurde. 1/2-1/2
Nicolai hingegen überließ seinem Gegner in Remisstellung
doppelt so viele Punkte wie nötig:
Schoenwolff, Kai (2058) – Sakel, Nicolai (1840) HMM
2014 Landesliga Hamburg (2.8), 10.11.2013
Nach 33...f5 34.Kf4 Kf6 kommt Weiß nicht weiter, da der König
immer zwischen f6 und e6 pendeln kann. Anders verhält es sich
nach 33...a5? 34.Kf4 Kg6 35.g4, da Weiß nun dank
seiner Reservetempi nach e6 oder g6 gelangt. 35...b4 36.a3
bxa3 37.bxa3 Kg7 38.Kf5 Kf7 39.a4 Kg7 40.Ke6 1:0
Bei Andres ging es abwärts, nachdem er den passenden Moment
für das Penrose-Motiv verpasste:
Peschke, Andres (1943) – Müller, Dominik (2133) HMM
2014 Landesliga Hamburg (2.7), 10.11.2013
Ganz so durchschlagend wie in der legendären Partie Penrose
– Tal wäre 15.e5 dxe5 16.f5 zwar nicht (mit Kompensation dürfte
die treffende Einschätzung sein), aber besser als die Partiefortsetzung
wäre es wohl. Nach 15.f5?! b5 16.Lg5 b4 17.Sce2 Sg4 18.Sg1
Sge5 19.f6 h6 ging ein Bauer und gut 25 Züge später die
Partie verloren.
0:1
Immer mehr kristallisiert sich das Spitzenbrett als talentfreie
Zone heraus. Nicht nur, dass erneut halbe Punkte hin und her
verschenkt wurde, habe ich es noch nicht einmal geschafft, eigene
Fehler zu produzieren:
Hebbinghaus, Holger (2261) – Schulenburg, Torben (2125)
HMM 2014 Landesliga Hamburg (2.1), 10.11.2013
Läuferpaar, Mehrbauer, bessere Bauernstruktur, was soll da
noch schief gehen? 48.Lxf6?? Kxf6 49.Lxe4 c5 50.g3 Lc1 51.h4
Lb2 52.Lc6 Kg6?? 52...Kf7 hält remis. Das Problem besteht
darin, dass Weiß nach 53.f3 Lc3 54.Kf2 Ld4+ 55.Kg2 Lc3 56.g4
Le1 57.Kh3 hxg4+ 58.fxg4 Kf6 59.g5+ Kf5 60.Ld7+ Kf4 in Ermangelung
einer i-Linie nicht weiterkommt. Jetzt hingegen muss der König
von h6 aus den h-Bauern verteidigen und kann nicht rechtzeitig
gegen die verbundenen Freibauern eingreifen.
53.Le8+ Kh6 54.Kf3 Ld4 55.Kg2 Le5 56.f3 Lf6 57.Kh3 Lc3
58.g4 hxg4+ 59.fxg4 Kg7 60.g5 1:0
Auch Matthias hatte ungleichfarbige Läufer auf dem Brett,
und welches Ergebnis fehlt da noch in unserer Sammlung?
Peschke, Matthias (2021) – Hein, Ralf (2060) HMM 2014
Landesliga Hamburg (2.5), 10.11.2013
Matthias versuchte hier mit 23.Tcd1? den d3 zu decken,
allerdings erwies sich diese Deckung dank der Gabel auf e4 als
illusorisch. Die indirekte Deckung hätte in 23.Sg5 Lxd3 24.Se6
Tf7 25. exf5 mit hinterhältigen Abzugsdrohungen bestanden. 30
Züge später war die folgende Stellung erreicht
Ruhig abzuwarten, wie Schwarz weiterkommen will, wäre wohl
am zähesten, die Partiefortsetzung 54.h4 gxh4 55.Th3 Kf4
56.Txh4 h6 hatte den Nachteil, dass gleich ein zweiter Bauer
verloren ging und am Ende der h-Bauer die Partie entschied.
0:1
Und so blieb es schließlich Christoph vorbehalten, das 4:4
sicherzustellen.
Rieling, Thomas (2080) – Ramme, Christoph (2143) HMM
2014 Landesliga Hamburg (2.4), 10.11.2013
Mit 28...Sc2 hätte Christoph anstelle des 4:4 wahrscheinlich
schon das 1½:½ erzielen können, aber er zog es vor, mit 28...a5?!
erst knapp 50 Züge später den Punkt mitzunehmen 0:1
(Holger Hebbinghaus, 14.11.2013)
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