Landesliga 2014/2015
Hamburger SK IV - SK Marmstorf 3:5
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Gegen HSK IV traten wir zum ersten Mal in dieser
Saison ohne Ersatz aus der Zweiten an. Für den fehlenden Jan
Hendrik hatte Andres den Weg aus Clausthal auf sich genommen.
Trotz unserer vergleichsweise starken Aufstellung sah ich den
HSK in der Favoritenstellung. Die Mannschaft ist weitgehend
mit derjenigen identisch, die im letzten Jahr die Landesliga
gewonnen und die der dritten HSK-Mannschaft damit den Klassenerhalt
in der Oberliga gesichert hatte. Verstärkt wurde sie durch zwei
der talentiertesten Hamburger Jugendlichen, Teodora Rogozenko,
der Tochter des Bundestrainers, und Alexander Baberz. Allein
diese beiden hatten mit 5,5 aus 6 bis dahin dafür gesorgt, dass
der HSK auch in dieser Saison auf einem Spitzenplatz lag und,
um es vorwegzunehmen, diese Siegesserie hielt auch nach unserem
Wettkampf an. Wir dagegen hatten dreimal in Folge verloren und
drohten, tief in den Abstiegskampf verstrickt zu werden, wenn
wir nicht langsam mal wieder punkten würden.
Tobias bekam
nach zwei Zügen ein Remisangebot und beabsichtigte, sich im
Umgang damit an unsere Spitzenbrett zu orientieren. Anders als
Holger ließ er sich jedoch durch ein energisches Veto von mir
davon abbringen, was sich bald als sehr gute Entscheidung erwies,
wenngleich es mir einen Rüffel von Schiri Hauke einbrachte,
weil ich nicht nur mit dem zulässigen "nein" geantwortet,
sondern noch ein paar Worte der Motivation hinzugefügt hatte,
weshalb wir auf Tobias Einsatz heute besonders angewiesen seien.
Mein erster Blick über die Bretter ließ nicht viel Positives
erkennen. Christoph und ich hatten uns in Eröffnungen locken
lassen, von denen wir wenig bis keine Ahnung hatten, Christoph
hatte sich in der Wiener Partie mit 3.f4 überfallen lassen und
kannte offenbar den typischen Gegenschlag 3... d5 nicht. Ich
war in einen Franzosen geraten, dessen weitere Ausgestaltung
mir ebenso wie Christoph einigen zeitlichen Rückstand einbrachte.
Jens hatte seinen König erstaunlich lange im Zentrum behalten
und musste aufpassen, dort nicht durch eine Öffnung der Stellung
kalt erwischt zu werden. Andres schien mir zunächst eine normale
ruhige Stellung der sizilianischen Drachenvariante zu haben,
in der er jedoch recht bald eine Qualität verlor, und Matthias
stand in einer Benoni Stellung, in der sein Bauer d6 zur Zielscheibe
wurde, gedrückt. Am Besten gefiel mir Rainers Stellung, denn
der hatte zumindest einen Landwirt mehr. (Ich denke aber nicht,
dass er Claus' Vorschlag für den Umgang mit diesem Objekt nachgekommen
ist.) Sein Gegner hatte ein Wolgagambit mit dem Zug e6 kombiniert.
Ein solcher Ansatz kann als Blumenfeld-Gambit recht gefährlich
sein, allerdings hatte Rainers Gegner anders als in jenem Gambit
zunächst seinen Bauern nach d6 gezogen, statt ihn gleich nach
d5 zu bringen, was das schwarze Zentrum nicht ganz so imposant
erscheinen ließ.
In der Folge habe ich von den anderen
Partien aufgrund meiner bereits angedeuteten Zeitknappheit nicht
mehr viel mitbekommen. Nach der üblichen Punkteteilung am Spitzenbrett
fragte mich Christoph irgendwann, ob er ein Remisangebot seines
Gegners akzeptieren könne. Ich sah mir Christophs Stellung an
und riet ihm zum Weiterspielen. Christoph hatte jedoch schon
besser erkannt, dass sich das Geschehen an den anderen Brettern
für uns positiv gestaltet hatte und ließ seine Zeit so weit
ablaufen, dass ich ihm schließlich doch erlaubte, remis zu machen.
Etwa zeitgleich zeigte Tobias ein sehenswertes Finale
In dieser für Weiß schon auf den ersten Blick angenehmen
Stellung leitete Tobi mit 25.Lc6 die entscheidende Operation
ein. Da 25... Tc7 25. Ld6 nun Material gekostet hätte, war sein
Gegner Christoph Engelbert gezwungen, den Läufer zu schlagen.
Nach 25... Sc6: 26.bc6: musste Schwarz aufgrund der Drohung
Te8 seinen Turm mit 26... Td8 auf die Grundreihe zurückbeordern.
Scheinbar war damit für Schwarz alles in Ordnung, aber Tobi
hatte einen Weg gefunden, auch hier die Schwäche der Grundreihe
auszunutzen. Nach 27.c7 Tc8

entschied 28. Td1!! die Partie zugunsten von Weiß. Sowohl
nach Tc7:, als auch nach La3: gewinnt Td8 (+).
Auch Rainer
konnte einen Sieg vermelden, während Matze erfolglos versucht
hatte, den positionellen Druck seiner Gegnerin durch ein Qualitätsopfer
abzuschütteln und wenig später aufgeben musste. Die Entscheidung
fiel dann kurz nach der Zeitnotphase, in der sowohl Jens als
auch ich einen Mehrbauern erworben hatten, den wir getreu der
Endspielregel des früheren WM-Kandidaten Speelman ("The
aim of any ending is to queen a pawn") gewinnbringend verwerteten.
Beim Stand von 5:2 kämpfte Andres noch bis zum Ablauf der im
40. Zug erworbenen Zusatzbedenkzeit. Er hatte dabei zwar den
Qualitätsnachteil wieder aufgeholt, sein Turmendspiel erwies
sich jedoch trotz zäher Gegenwehr als nicht zu halten.
Während Andres und sein junger Gegner noch ihr Endspielkönnen
maßen, wies uns Jens auf einige schöne Illustrationen an den
Wänden des Turniersaals hin, unter anderem auf die Geschichte
von dem Dorfschulzen Söllig (siehe
http://de.chessbase.com/post/strbecker-schachschule-von-schlieung-bedroht
unter dem Bild "Schach vor hundert Jahren"). Dieser
Dorfschulze soll tatsächlich ein Vorfahr unseres Martin sein
und auch der Vorname des Sohnes, den der Herzog in jener Anekdote
zum Pfarrer ausbilden ließ, kommt einem in diesem Zusammenhang
durchaus bekannt vor.
Nach dem 5:3-Sieg sieht unsere
Tabellensituation schon wieder deutlich angenehmer aus; im Lokalderby
gegen die Harburger Dänen wollen wir den Abstand zur Abstiegszone
weiter vergrößern, denn aufgrund der Lage in der Oberliga ist
in diesem Jahr mal wieder mit einer erhöhten Absteigerzahl in
unserer Liga zu rechnen. (Jeronimo / 25.01.15)
|
Ergebnis:
|
Hamburger SK
IV |
3-5 |
SK
Mamstorf |
1 |
1 |
Hedden,Helge |
2148 |
½:½ |
Hebbinghaus, Holger |
2270 |
1
|
2 |
3 |
Juergens,Bernhard |
2127 |
0:1 |
Hawellek, Jeronimo |
2357 |
2
|
3 |
4 |
Engelbert,Christoph |
2202 |
0:1 |
Müller, Tobias |
2123 |
4
|
4 |
5 |
Schellhorn,Wolfgang |
2154 |
½:½ |
Rammè, Christoph |
2139 |
5
|
5 |
6 |
Szobries,Torsten,Dr.
|
2085 |
0:1 |
Diekmann, Jens |
2060 |
6
|
6 |
7 |
Rogozenco,Teodora
|
1973 |
1:0 |
Peschke, Matthias |
2006 |
7
|
7 |
8 |
Gerigk,Wolf
|
2078 |
0:1 |
Schmidt-Brauns, Rainer |
2026 |
8
|
8 |
10 |
Baberz,Alexander
|
2063 |
1:0 |
Peschke, Andres |
1954 |
9 |
|
|

Tobias und Christoph Engelbert

Christoph gegen Wolfgang Schellhorn
Bilder mit freundlicher Genehmigung vom HSK
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