Spielbericht:
Ein für unseren Verein ganz besonderes Abschlusswochenende
stand am Schluss einer Saison mit Höhen und Tiefen. In der ersten
Runde hatten wir mit Union Eimsbüttel die DWZ-stärkste Mannschaft
geschlagen, wonach die Optimisten in der Mannschaft bereits
von einem Durchmarsch träumten, doch wir wurden schnell auf
den Boden der Tatsachen zurückgeholt, denn nach drei Niederlagen
gegen zum Teil schwächer eingeschätzte Mannschaften, mussten
wir aufpassen, nicht nach unten auszumachen. Nach dem Jahreswechsel
starten wir wiederum eine Siegesserie, die uns kontinuierlich
nach oben führte. Seit der 4. Runde galt p=11-r, mit p als aktueller
Platzierung und r als Anzahl der gespielten Runden. Während
wir also nach der 4. Runde auf Platz 7 lagen, war es nach der
5. Runde der sechste, nach der 6. Runde der fünfte und nach
der 7. Runde bereits der 4. Platz. Angesichts dieser Tendenz
nahm sogar ich, obwohl gewöhnlich eher vorsichtig in der Abschätzung
unserer Aussichten, die theoretisch noch bestehende Abstiegsgefahr
nicht mehr ernst. Stattdessen tauchte plötzlich das Ziel auf,
den Klassenerhalt in der Landesliga gleich für die übernächste
Saison zu sichern. Die Aussichten auf den dafür erforderlichen
Aufstieg waren jedoch zunächst noch sehr vage, schien es doch
nach der siebten Runde der Landesliga noch, dass neben den ersten
Mannschaften auch St. Pauli II aufstiegsberechtigt wäre und
die waren zwei Mannschaftspunkte und diverse Brettpunkte vor
uns. Außerdem mussten wir am Abschlusswochenende gegen Königsspringer
II antreten, die bis dahin alle Wettkämpfe gewonnen hatten.
Vor unserem Abschlusswochenende hatten sich die Aussichten
bereits etwas verbessert, denn St. Pauli I verspielte in der
achten Runde den Aufstieg in die 2. Bundesliga, was nach dem
Regelwerk der Oberliga zur Folge hatte, dass St. Pauli II nun
nicht mehr aufsteigen durfte. Das "Liga-Orakel" sah unsere Aufstiegschance
nun bereits bei 19 %. Hinzu kam, dass wir das ganze Wochenende
von oben aufstellen konnten, denn ich bekam für die letzten
beiden Spiele von allen Spielern ein "mit" signalisiert. Demgegenüber
wussten wir schon, dass Königsspringer II ohne zwei Stammspieler
antreten musste, die in der ersten Mannschaft eingesetzt worden
waren. Tatsächlich fehlte dann auch noch das Spitzenbrett, so
dass wir fit wie ein Waldspecht und heiß wie eine Krokette in
den Wettkampf gingen, um dem Tabellenführer die erste Niederlage
beizubringen.
"Acht Spieler hat ein jeder" hätten wir
gedacht, aber einigen Mannschaften fiel es offensichtlich schwer,
am Abschlusswochenende vollständig anzutreten. Gleich fünf Partien
wurden in jeder der beiden Schlussrunden kampflos vergeben,
wovon wir am Sonntag auch kräftig profitierten.
Für mich
ging der Wettkampf gegen Königsspringer II gut los, denn mein
Gegner spielte die gleichen Eröffnungszüge, die ich eigentlich
von Clemens Harder erwartet hatee, mit dem ich als Gegenüber
gerechnet hatte. Ich war also vorab auf diese eingestellt gewesen
und konnte mich zunächst der Beobachtung der anderen Partien
widmen. Holger hatte einen originellen Eröffnungsansatz gewählt,
indem er seinem Gegner nach wenigen Zügen mit Tg1 einen Angriff
am Königsflügel androhte. Da Holger aber weiß, dass die Drohung
stärker als die Ausführung ist, reichte es ihm, dass sich sein
Gegner Gedanken um seinen doppelt gedeckten König machte; Holger
rührte seinen g-Bauern die ganze Partie über nicht an. Tobias
spielte eine Theorievariante im Drachen. Christoph war eher
schlecht aus der Eröffnung herausgekommen, weil nicht erkennbar
war, wie er seinen Damenflügel weiter entwickeln sollte. Jens
war mit einem Flügelgambit konfrontiert worden: die entstehende
Stellung erschien mir schwer einzuschätzen. Matthias spielte
die Eröffnung ohne Anspruch und musste schon aufpassen, nicht
mit weniger als nichts darzustehen, während Rainer sich eine
Linie gegen die gegnerische Königsstellung öffnen ließ (nicht
nur geopferte Bauern bringen halboffene Linien) und Angriffschancen
besaß.
Bevor es bei uns zu Entscheidungen kam, bekamen
wir einen Tumult vom Schiedsrichtertisch mit. Lutz Franke von
Union Eimsbüttel hatte sich im Wettkampf gegen Diagonale ans
falsche Brett gesetzt, was irgendwann am Ende der Eröffnungsphase
auffiel. Die Schiedsrichter entschieden nun nicht nach der bekannten
Regel "Einmal daneben wird vergeben.", sondern kündigten an,
die Partie von Lutz zugunsten von Diagonale zu werten. Am Ende
fehlte Union dieser halbe Punkt, denn am Brett ging der Wettkampf
4:4 aus, gewertet wurde er aber 3,5:4,5 aus Sicht von Union.
Bei uns war als erstes Tobias' Partie beendet, weil er einer
Zugwiederholung nicht gut ausweichen konnte. Matze und Holger
folgten mit dem gleichen Ergebnis, während Christoph die Segel
streichen musste. Der Zwischenstand von 1,5:2,5 hat aber unsere
Ambitionen nicht erschüttert, da wir uns einige Karo(=Schachbrett)-Asse
bis zum Schluss aufbewahrt hatten: Jens verwandelte seinen aus
der Eröffnung übernommenen Mehrbauern. Jan Hendrik suchte, obwohl
ich ihm die Annahme eines Remisangebotes gestattet hatte, den
Kampf, am Ende war jedoch mit zwei Bauern gegen einen Läufer
kein Sieg mehr zu erzielen. Ich hatte seit dem 25. Zug eine
Qualität mehr. Die Umwandlung dieses Materialvorteils erwies
sich als langwierig, zumal ich dabei einen Gegenangriff außer
Acht ließ, doch nach dem 73. Zug fiel meinem Gegner nichts mehr
ein. Ähnlich lange kämpfte Rainer, um seinen Vorteil im Turmendspiel
in einem ganzen Punkt umzusetzte. 5:3 hieß also der Endstand
und da die beiden Aufstiegskonkurrenten Weiße Dame und Union
verloren hatten, standen wir nun eine Runde vor Saisonende ganz
dicht davor, nach oben auszumachen. Darüber hinaus hatten wir
unsere Serie fortgesetzt und belegten nach der achten Runde
Platz 3.
Falls jemandem der eine oder andere Satz in diesem Bericht
etwas spanisch vorkam, mag es helfen, sich in die Kunst des
Brokdorf-Spiels einweisen zu lassen. Gelegenheit dazu besteht
mittlerweile wieder etwas häufiger als nur am 30.12. d.J.
(Jeronimo, 26.04.)
|
Ergebnis:
|
Königsspringer
II |
3-5
|
SK Mamstorf |
1 |
2 |
Harder, Clemens |
2177 |
½:½ |
Hebbinghaus, Holger |
2270 |
1 |
2 |
3 |
Wolter, Michael |
2177 |
0:1 |
Hawellek, Jeronimo |
2357 |
2 |
3 |
6 |
Dettmann, Steffen Dr. |
2192 |
½:½ |
Müller, Jan Hendrik |
2155 |
3 |
4 |
7 |
Chin, Karin |
2048 |
½:½ |
Müller, Tobias |
2123 |
4 |
5 |
8 |
Langmann, Markus |
1986 |
1:0 |
Rammé, Christoph |
2139 |
5 |
6 |
10 |
Raider, Eugen |
1980 |
0:1 |
Diekmann, Jens |
2060 |
6 |
7 |
13 |
Frontzek, Björn |
ohne |
½:½ |
Peschke, Matthias |
2006 |
7 |
8 |
14 |
Akram, Shumon |
ohne |
0:1 |
Schmidt-Brauns, Rainer |
2026 |
8 |
|