Landesliga 21/22

FC St.Pauli III - SK Marmstorf 4:4

Sonntag, den 15.05.2022
Spielort:  Struensee Gymnasium - Wohlwillstraße 48, 20359 Hamburg - Nebeneingang rechts, Aula im 3. Stock


Ein überraschender Punktgewinn zum vorzeitigen Klassenerhalt

Mit der 4. Runde, die aufgrund der Coronamaßnahmen in den Mai verlegt worden war, ging die Landesliga-Saison 2021/22 allmählich dem Ende entgegen. Nachdem wir am "Abschlusswochenende" gegen HSK VI verloren hatten, war der Klassenerhalt mit 6:8 Mannschaftspunkten noch nicht ganz gesichert. Zudem erschienen die Aussichten, daran aus eigener Kraft etwas zu ändern, nicht gerade rosig. Ein Grund war, dass der 15.5. zugleich der letzte Spieltag der 2. Fußballbundesliga war. Während dies einem HSV-Fan vier Wochen zuvor nur ein müdes Gähnen entlockt hätte, bestand nach vier HSV-Siegen in Folge die Möglichkeit, dass diesem Verein erstmals in seiner über hundertjährigen Geschichte ein Aufstieg gelingen würde. Dieses Ereignis wollte sich Christoph nicht entgehen lassen und meldete sich daher ab. Jan Hendrik hatte sich hingegen vorgenommen, in den letzten zwei Wochen vor seiner Hochzeit jede unnötige Corona-Gefahr zu vermeiden, um nicht wie Tobias Hans im saarländischen Wahlkampf mit einem Roboter-Avatar vor den Altar treten zu müssen. Diesmal gelang es mir auch nicht, Tobias zu verpflichten, der bei einem Kickerturnier in Paris weilte und da auch der übrige Ersatz überwiegend nicht zur Verfügung stand, traf Stephan die undankbare Aufgabe, Jan Hendrik und Christoph beide ersetzen zu müssen. Wir waren folglich nur zu siebt und um das Beste aus dieser Situation zu machen, entschied ich mich für die ungewöhnliche Taktik, das letzte Brett freizulassen. Hintergrund war, dass St. Pauli 3 als Ersatzspieler Guido Schleicher nachgemeldet hatte, der von der Wertungszahl stärker als alle sonstigen Spieler der Mannschaft ist und seit der Nachmeldung immer zum Einsatz gekommen war. Wir mussten also damit rechnen, dass er auch gegen uns am 8. Brett sitzen würde - was sich auch bewahrheitete - und da wir in einem Auswärtsspiel dort mit Schwarz hätten agieren müssen, erschienen mir die Aussichten, an diesem Brett zu punkten, am geringsten.

St. Pauli hatte mit der Aula des Christian Struensee-Gymnasiums einen großräumigen Spielort gefunden, in dem gleichzeitig die ersten drei Mannschaften spielten, u.a. war gleichzeitig mit uns Jonathan am ersten Brett von Werder 2 im Einsatz gegen St. Pauli 1. Unsere Gegner waren ebenfalls nicht in Bestbesetzung, konnten aber starke Ersatzspieler aufbieten und waren zudem vollzählig und damit klar favorisiert. Mein erster Durchgang in der Eröffnungsphase stimmte mich aber optimistisch: Holger hatte sich in einem Fianchetto-Grünfeldinder klaren Vorteil erspielt. Bei Friedrich war die Stellung schon nach wenigen Zügen so kompliziert, dass eine Zeitnotschlacht abzusehen war, also die Situation, in der sich Friedrich zuletzt sehr wohlgefühlt hat. Da ich an keinem Brett Probleme für uns sah, keimte - während sich draußen die angereisten Düsseldorf-Fans vor dem Auftritt ihrer Mannschaft am Millerntor lautstark bemerkbar machten - die vage Hoffnung, dass Holger gewinnen und der Rest remis spielen würde und wir so zu einem Mannschaftspunkt kommen würden. Plangemäß waren damit die ersten Remisschlüsse von Stephan und Peter gegen wertungsmäßig deutlich stärkere Gegner. Nicht so ganz nach Plan war dagegen, dass Holger seinen Vorteil aus der Hand gab und die dritte Punkteteilung beisteuerte. Dafür gelang Matze ein sehr souveräner Sieg, bei dem er einfach seine Bauern am Königsflügel vorschob und damit entscheidende Linienöffnungen erreichte:

Peschke, Matthias (2014) - Thieme, Daniel Otis (2011)
GER - chT HH Landesliga 2122 (4.5), 15.05.2022

Die schwarze Drohung Dh4 nahm Matze mit 28. f6 aus der Stellung, wonach es keine Verteidigung mehr gegen die Drohungen fxg7+ und Dxg7+ gibt.

Damit stand es 2,5:2,5. Ich selbst war mit einer etwas passiven, aber wohl soliden Stellung aus der Eröffnung gekommen, hatte mir aber in der Folge ein paar Probleme eingehandelt.

Thomaschke, Dirk (2171) - Hawellek, Jeronimo (2268)
GER - chT HH Landesliga 2122 (4.2), 15.05.2022

In dieser Stellung gab ich mit 23. ... Dxd5 die Dame. Die Idee ist hier schon ziemlich alternativlos, weil ich nach 23...Db6 24.Lxc4 einfach einen Bauern weniger hätte und meine Felderschwächen auf c6 und e6 blieben. Allerdings gefiel mir das Konzept auch ganz gut. Ich rechnete 24.Se6+ Lxe6 25.Txd5 Lxd5 und wollte diesen Läufer mit c6 befestigen, ggf. in der e-Linie die Türme tauschen und mit dem anderen Turm nachsetzen. Das schlimmste, war mir passieren kann, schien mir zu sein, dass die weiße Dame sich den a6 abholt (z.B. mit Dd4-a7+). Daraufhin wollte ich mit dem Turm auf e2 (wenn Weiß vorher Lxc4 gespielt hatte) oder auf e1 eindringen und ging davon aus, dass dies mindestens zum Ausgleich reichen würde. Der Rechner sieht diesen Plan vorsichtig ausgedrückt skeptisch und spuckt z.B. Varianten aus wie 26.a4 Kf7 27.Txe8 Txe8 28.Dd4 c6 29.Da7+ Te7 30.Dxa6 Te1 31.Lxc4 (axb5 gewinnt auch) bxc4 32.Da7+ Kg8 33.Df2 und die Dame ist rechtzeitig zurück, um einen Angriff von Turm und Läufer auf den Punkt g2 zu verhindern. Glücklicherweise hört mein Gegner auf den Namen Thomaschke und nicht etwa Stockfish und sah sich nach der von ihm gewählten Fortsetzung bald gezwungen, Material zu geben:

Da nach Td1 oder Td3 schwarzes Te2 lästige Fragen aufwerfen würde, die sich nicht mehr befriedigend beantworten ließen, folgte 33.Txd5. Selbst danach bleibt die weiße Stellung haltbar, was aber bei knapper Zeit schon schwierig war.

Hier rechnete ich mit 37.b5 Txc2 38.b6 Txg2+ 39.Dxg2 Txg2 40.Kxg2 c2 41.b7, wonach ich im Damenendspiel Gewinnchancen behielte. Stockfish hält drei weiße Züge (Da8, Kh1 und h4) für noch besser. Ganz schlecht war hingegen die Fortsetzung, für die sich Dirk entschied, indem er bei der Ausführung des Zugs 33. Dxc3?? die Zeit überschritt. Auch ohne die Zeitüberschreitung hätte nun 37...Txg2+ 38.Kh1 Tge2 leicht gewonnen. Es gibt kein sinnvolles Schach und gegen die Mattdrohungen auf d1 und e1 hilft nur 39.Da1 wonach aber 39...Th2+ nebst Tdg2+ und Th1+ die Dame gewinnt.

Unmittelbar nach meinem Gewinn fragte mich Jens, auf welches Ergebnis er spielen solle. Da ich davon ausging, dass uns ein Mannschaftspunkt zum Klassenerhalt reichen sollte, riet ich zu einem Remisangebot, das auch umgehend angenommen wurde. Ich hatte dabei noch die Hoffnung, dass Friedrich wie in den beiden vorherigen Partien die wechselseitige Zeitnot zu seinen Gunsten nutzen könne. Das gelang ihm diesmal leider nicht, aber schon der eine Punkt war ja weitaus mehr, als wir erwarten konnten.

Beim anschließenden Essen stellte sich heraus, dass a) wir den Punkt gar nicht mehr gebraucht hätten, weil Königsspringer und HSK 5 verloren hatten und dass b) das Mitfiebern mit den Rothosen bis zur letzten Minute nervenaufreibend blieb, die anders als die Konkurrenten Werder und Darmstadt zur Halbzeit hinten lagen. Peter als Fahrer gab dem tickerverfolgenden Berichterstatter vor, sich erst wieder zu Wort zu melden, wenn der HSV in Führung gehen würde. Das geschah zwar später auch, aber erst nachdem er mich am Vereinshaus abgesetzt hatte.

(JH/01.06.)



Ergebnis:

  FC St.Pauli III 4-4 SK Marmstorf
1 1 Kahlert, Thomas 2152 ½:½ Hebbinghaus, Holger 2298 1
2 2 Thomaschke, Dirk 2179 0:1 Hawellek, Dr. Jeronimo 2268 2
3 5 Grote, Dirk 2054 ½:½ Diekmann, Jens 2069 5
4 6 Goepfert, Jakob 2111 1:0 König, Friedrich Theodor 1901 7
5 7 Thieme, Daniel Otis 2021 0:1 Peschke, Matthias 2014 8
6 8 David, Torsten 2059 ½:½ Anderberg, Peter 2008 10
7 15 Link, Oliver 2022 ½:½ Barz, Stephan   16
8 17 Schleicher, Guido 2230 +- Heß, Manuel   17


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