Viertes
Spiel, achte Runde, zweiter Sieg
In unserem vierten Mannschaftskampf
dieser Saison hatten wir wieder im Sinstorfer
Schützenhaus die fünfte Mannschaft des HSK zu Gast.
Dabei handelte es sich um das zweite von drei
Heimspielen an aufeinanderfolgenden Sonntagen und
kurioserweise bereits um die achte Runde der Saison – na
ja, über die diversen Spielverlegungen ist ja bereits
viel diskutiert und berichtet worden.
Personell konnte unser Capitano
diesmal wieder aus dem Vollen schöpfen und so gingen wir
mit der geplanten Aufstellung ins Rennen.
Mein Gegner spielte in der
Eröffnung einige Züge, die nicht so recht
zusammenpassten. So schätzt der Computer meine Stellung
nach 6 Zügen bereits als deutlich besser und nach 7
Zügen als gewonnen ein. Zeit, um ein wenig auf die
anderen Bretter zu schauen.
Holger spielte als Schwarzer gegen
eine Art Königsindischen Angriff, in dem der Gegner
allerdings nicht wie sonst üblich seinen Bauern nach e5
vorgeschoben hatte. Jeronimo hatte sich für ziemlich
unübersichtliche Verwicklungen mit entgegengesetzten
Rochaden entschieden. Bei Jan Hendrik glaubte ich eine
Theorievariante aus der Englischen Eröffnung
wiederzuerkennen, die der Gegner vielleicht etwas
ambitionierter hätte interpretieren können. Jens hatte
als Schwarzer sein Nimzoindisch aufgebaut, das machte
einen soliden Eindruck. In Friedrichs recht
symmetrischer Stellung wirkten seine Figuren etwas
aktiver postiert. Bei Matthias sah alles (noch!) recht
normal und ausgeglichen aus. Und Peters Partie hatte
zwar als Königsindisch angefangen, erinnerte inzwischen
aber eher an eine d4/d5-Struktur; irgendwie scheint auch
das möglich zu sein. Insgesamt also alles recht
vielversprechend für den Anfang.
Jens und Peter steuerten ihre
Partien nach 20 bzw. 24 Zügen jeweils ohne größere
Vorkommnisse ins Remis. Holger nach 32 Zügen ebenso,
auch wenn mein Computer seine Stellung zwischendurch als
brenzlig einschätzt.
Friedrichs Gegner bot einige Bauern
zum Opfer an und hatte nicht viel dafür vorzuweisen.
Friedrichs erster Sieg für Marmstorf, und das gegen
einen Gegner, dem ihm über 100 ELO-Punkte und siebzig
Jahre Erfahrung voraus hatte. Gratulation!
Ich selbst hatte meinen
Eröffnungsvorteil in ein Endspiel mit einem Mehrbauern
transformiert. Zu meiner Überraschung gefällt meinem
Computer diese Entscheidung recht gut; es hätte durchaus
auch Optionen gegeben, sich im Mittelspiel an einen
zweiten Mehrbauern zu klammern. Der Übergang ins reine
Turmendspiel war dann aber nicht mehr ganz optimal und
so musste ich noch recht lange arbeiten, um nach der
Zeitkontrolle den Sieg verbuchen zu können.
Jan Hendriks Gegner hätte im Rahmen
einer Abtauschaktion wohl einen Bauern gewinnen können,
verzichtete jedoch darauf – vermutlich hatte er etwas
Taktisches falsch eingeschätzt. Infolgedessen wurde Jan
Hendriks Stellung immer angenehmer und er verfügte über
einen gedeckten Freibauern auf c3. Die Stellung mit
ungleichfarbigen Läufern bei noch recht vollem Brett
machte aber durchaus noch einen spielbaren und
komplizierten Eindruck, als der Gegner erst seinen König
entblößte und dann im 24. Zug seine Zeit ablaufen ließ,
womit der Mannschaftssieg für uns feststand.
Leider verlor dann Jeronimo. In der
wahrscheinlich spektakulärsten Partie des Tages hatte
sein Gegner mehrere Opfer erbracht, um die
Königsstellung zu öffnen. Am Ende standen eine Dame und
diverse Bauern gegen eine Menge ungedecktes Gerümpel,
das dann via Doppelangriff eingesackt wurde. Die
Computer werden sicherlich eine Menge Freude daran
haben, diese mit vielen Opfern und taktischen Ideen
gespickte Partie zu analysieren!
Als Letzter spielte somit noch
Matthias. In seiner anfangs noch harmlos aussehenden
Stellung war es infolge eines taktischen Schlagabtauschs
zu einer materiell unausgewogenen Stellung gekommen.
Gegen den Turm und einige Bauern des Gegners hatte er
drei Leichtfiguren entgegenzusetzen. Das sah gut aus und
das musste schließlich auch der Gegner einsehen.
Somit insgesamt ein souveräner Sieg
für uns, der uns hoffentlich helfen sollte, das
Abstiegsgespenst alsbald aus Marmstorf zu vertreiben.
(CR/05.04.22)
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