Spielbericht
Auch wenn eine Pappnase aus der ersten Mannschaft es selbst
14 Tage nach dem Wettkampf noch nicht geschafft hat, seine Partie
abzuliefern (der Name sei verschwiegen, damit nicht ein flüchtiger
Leser, der nur den Vor- oder Nachnamen liest, den falschen verdächtigt),
seien euch jetzt Haukes goldene Worte gegönnt:
HR: Kampf um die Süderelbe Offensichtlich hatten
HRs Anfeuerungen vor dem Kampf Wirkung gezeigt: an jedem Brett
wurde geschuftet, auch in ausgeglichenen Stellungen. Das erste
Remis kam erst in einem zähen Ringen zwischen Fries-Nielsen
und Hawellek - ungleiche Läufer, kein Bauer, der noch weiter
konnte, das ging schon OK. Ungleich waren die Läufer auch
bei Cotaru-Sakel, aber nachdem letzterem irgendwie das gesamte
Zentrum abhanden kam (HR ist unschuldig, der war nicht dabei),
wurde er von einer Lawine über den Haufen gewalzt. Derweil
hatte Hebbinghaus bei HR geklaut und mit 1.d4 d5 2.Lf4 eröffnet.
Folgerichtig ergab sich eine total haukische Stellung, in der
beiden etwas der Überblick fehlte, Carlstedt jedoch deutlich
mehr. "Nimm nicht auf b2, Dame wird zu Brei." Sie
riß zwar noch beide Türme in den Tod, da aber Schwarz hierfür
eine Leichtfigur gespuckt hatte, und auch der König auf c8 deutlich
mehr in Gefahr war als der weiße auf f3, war der Ausgleich für
Marmstorf lange abzusehen. Ramme hatte gegen Schmidt-Wilke
seinen Angriff deutlich überschätzt. Nach allgemeinem Gehacke
blieb nur noch sein Turm gegen zwei Leichte und zwei fürchterliche
Freibauern über, Schwarz gewann relativ locker. T. Müller
hatte gegen Kuberczyk ein relativ dünn aussehendes Damenopfer
gegen T und L gebracht. Weiß hielt seine Sachen angesichts optisch
übel aussehender Drohungen geduldig zusammen und schlachtete
schließlich mit D und S den feindlichen König ab. Noch einmal
aufholen konnte Marmstorf, als M. Becker einen gefährlich aussehenden
Königsangriff mangels Reserven nicht nach Hause bringen konnte.
Am Ende konnte Diekmann die schwarzen Kräfte zurückschlagen
und hatte einfach nur 300 Mehrbauern. Der entscheidende halbe
Punkt wurde bei Stolberg-Rohr -M. Peschke weggeschmissen. Das
Turmendspiel sah eigentlich Remis aus, aber irgendwie behielt
Weiß immer seinen Mehrbauern und konnte ihn durchschieben, während
der feindliche Turm mit dem Abschlachten seiner harmlosen Kollegen
beschäftigt war. Damit war das Endspiel Müller JH-Wasmuth
egal geworden, denn sonst hätten die zuschauenden Mannschaftsführer
sicher einen Herzkasper nach dem anderen gekriegt, so wie dort
der halbe Punkt hin- und hergereicht wurde. (OK, auch HRs Blitzanalysen
waren nicht immer korrekt...) Mit dem 1:0 war dann der Endstand
ein knappes 4.5:3.5 für Diagonale.
HH: Matchwinner für Diagonale waren eindeutig
Marten und Jonathan. Marten schaffte es, rechtzeitig anwesend
zu sein (und diesmal kam es darauf an, denn er spielte nicht
mit, sondern war fürs Kaffeekochen zuständig), während Jonathan
die Mannschaft für sein Alter viel zu gut vorbereitet hat.
Fries-Nielsen, Nils Jørgen (2301) – Hawellek, Jeronimo (2345)
HMM 2014 Landesliga Hamburg (4.2), 15.12.2013
Obwohl keine Bauarbeiten auf der Tagesordnung standen, war
Jeronimo gut aus der Eröffnung herausgekommen und wollte hier
mit 21...Sxe4 zur Ernte schreiten. Nach 22.dxe4 Dxb4
23.Dxc7 dxe4 24.Dxb7 exf3 25.De4 Dxe4 26.Txe4 brachte das
aber nicht so viel, und obwohl er hier noch ein Remisangebot
ablehnte, wurde wenig später der Punkt geteilt. Auch der andere
taktische Versuch 21...Sxd3 verspricht wenig, wenn Weiß
22.Sxd3 dxe4 23.Sc5 findet, am besten wäre wohl 21...Se6
mit leichtem Vorteil gewesen.
Meine Partie darf hier aus Gründen des Jugendschutzes natürlich
nicht gezeigt werden. Man mag noch darüber diskutieren, ob es
per se jugendgefährend ist, HR-Varianten zu spielen, aber für
einen Higuita-König sollte besser nicht geworben werden, denn
meistens geht das nicht gut aus.
Cotaru, Andrei – Sakel, Nicolai (1837) HMM 2014 Landesliga
Hamburg (4.8), 15.12.2013
Ob Hauke wirklich nichts dafür kann, dass Nicolais Zentrum
abhanden kommen ist, wäre noch zu prüfen, denn er wurde beim
verdächtigen Kauen beobachtet. Vermutlich war das aber wohl
doch eher der Gratiskuchen (auch der war am Ende des Wettkampfes
abhanden gekommen), und für das Verschwinden des Zentrums nebst
Verwandlung der Position in einen Trümmerhaufen war 27...Tb6?
[27...Tc5 war Pflicht] 28.Sxe6 verantwortlich.
Ramme, Christoph (2140) – Schmidt-Wilke, Jens (2127)
HMM 2014 Landesliga Hamburg (4.5), 15.12.2013
Eins ist klar: Wenn der weiße Angriff nichts Zählbares einbringt,
geben ihm die beiden verbundenen Freibauern auf Dauer den Rest.
Daher ist es geradezu Pflicht, mit 23.d6 die schwarze Dame vom
Geschehen fernzuhalten (zu der Bewertung frage man jemanden,
der sich damit auskennt). Nach der Partiefortsetzung 23.Dxf5
Dg6 half hingegen die Dame mit bei der Abwehr des Angriffes.
Kuberczyk, Christoph (2082) – Müller, Tobias (2130)
HMM 2014 Landesliga Hamburg (4.4), 15.12.2013
Nach16...Ld7 17.Dd3 rettet die Entfesselung 17..Dc7, die
Hauptvariante endet nach 18.Dxd7 Dxc4 19.Sd5 Lxb2 20.Kxb2 Tfd8
21.Sf6+ Kg7 22.De7 Txd1 23.Txd1 Tc8 damit, dass Weiß auf e8
und f6 Dauerschach geben muss. In der Partiefolge 16...Lxc4
17.Txd8 Taxd8 18.Td1 Txd1+ 19.Sxd1 Td8 20.Sf2 war hingegen
die schwarze Kompensation unzureichend.
Diekmann, Jens (2054) – Becker, Martin (1915) HMM 2014
Landesliga Hamburg (4.7), 15.12.2013
Nach 14...d4 (mit der taktischen Pointe15.Lxf6 Dxf6 16.Se4
Df5 17.Sxd4 Lxd4 18.Sd6 Lxf2+ 19.Txf2 Dc2) hätte Schwarz nichts
zu befürchten, während nach 14...Ld7 15.Db3 (Auch der
Verzehr des b-Bauern wäre eine Option, da die Dame über d5 entkommt.)
Martin nichts besseres fand, als mit 15...d4 einen Bauern
zu geben, dem nach 16.Sxd4 h6 17.Lxf6 Dxf6 18.Se4 De7 19.Sxc5
Txc5 20.Dxb7 Tfc8 21.Dxa7 zwei weitere Folgen sollten –
der Rest ist Schweigen.
Stolberg -Rohr, Thomine (1994) – Peschke, Matthias (2022)
HMM 2014 Landesliga Hamburg (4.6), 15.12.2013
Matthias' Partie verlief äußert rätselhaft. Das erste Rätsel
besteht in der Frage, warum seine Gegnerin mit 30.Lxc4?
ins Doppelturmendspiel abwickelte, statt mit 30.Te4 den
d-Bauern zu kassieren.
Im besagten Turmendspiel folgt das nächste Rätsel: Welche
Idee steckt hinter 48...Kf5? An sich ist offensichtlich,
dass der Gewinn eines Königsflügelbauern nur auf Kosten eines
Übergangs in ein verlorenes Bauernendspiel möglich ist, und
somit war es Pflicht, dass der König mit 48...Ke6 den d-Bauern
im Auge behält, während der Turm die weißen Kräfte bindet.
49.Te3 , und der Rest sollte eine Sache der Technik sein,
aber... 49...h5 50.d5 h4 51.Te5+ Kf6 52.gxh4 Tg4 53.Te4 Txh4
54.Kc5 Kf5 … in vorweihnachtlicher Geberlaune wird jetzt
viermal in Folge ein halber Punkt verschenkt:
55.Ta4? ist gerade das ungünstigste Feld für den Turm
... 55...Th8? ...wie sich nach 55...g5 gezeigt hätte
56.Kd6? (56.Kc6) 56...Kf6? (56...Td8+ 57.Kc6 g5
58.fxg5 Ke5) 57.Kd7 g6 58.d6 Th7+ 59.Kc6 1:0
Müller, Jan Hendrik (2158) – Wasmuth, Matthias (2151)
HMM 2014 Landesliga Hamburg (4.3), 15.12.2013
Nach 32...Lxb3 oder 32...Sc3 33.Sd6 Le4+ 34.Sxe4 dxe4+ 35.Kg3
Sxe2+ 36.Kh3 Sxd4 37.Lxe4 a5 dürfte Schwarz zuversichtlich in
die Zukunft blicken, nicht so nach 32...Lg5?? 33.Sxg5 hxg5
34.Sxe6 Lxb3 35.Ke3, und da der a-Bauer nicht durchläuft,
sollte die Quantität der Bauern den Ausschlag geben
Praktisch jeder vernünftige Zug gewinnt, ob allerdings
65.f4? Sxd5 66.Kxd5 Lf5 trotzdem noch reicht, dazu befrage
man das Endspielbuch.
Nach 77.Sxg7 hält sowohl 77...Kf6 als auch 77...Lc2
remis, nicht hingegen 77..Kxg7?? 78.Ke7 1:0
(Hauke Reddmann (HR) und Holger Hebbinghaus (HH), 28.12.2013)
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