Spielbericht:
HR: Und wieder ein Bericht, diesmal über ein vermeidbares
Abloosen.
Ein schnelles Remis...ha, diesmal habe ich
euch reingelegt, diesmal stammte es wirklich von Holger, der
schon im 3. Zug die Damen tauschen konnte (alle Züge danach
waren eigentlich nur zur Beschwichtigung von HR).
Ein
weiteres kaum je in Frage stehendes Remmes folgte an Brett 5
bei Rami. Äh, natürlich umgekehrt. Auch an allen anderen Brettern
sah es zu dem Zeitpunkt nach 4:4 aus, aber das hat nix zu sagen,
in 10 Zügen auf Gewinn bzw. Verlust steht nur HR. :-)
Die erste Null für Marmstorf fuhr Diekmann ein, der sich
bei dem Gehacke auf d5 fürchterlich verrechnet haben mußte (etwas
Besseres als fxe5 finden wir allemal, sprachen die Bremer Stadtmusikanten).
Auch ist er offensichtlich kein Fan von Tocotronic - "Gebt
endlich auf, es ist vorbei" - und HR mußte am Ende die
erhitzten Gemüter beruhigen, als sich sein Gegner wg. eines
unmöglichen Zuges auf einer halben Minute unnütz aufregte, anstatt
einfach berührt-geführt zu reklamieren und inzwischen eine ganze
Dame mehr zu haben. Viel Lärm um nichts, aber HR freut sich
jedesmal sowas von, wenn er als Schiri gebraucht wird.
Immer schneller hin und her ging es mit dem Vorteil bei
Müller T. gegen Kastek, allerdings "schnell" nur bei
Müller, denn Kastek übersah einen Trick und verlor auf Zeit
(die Stellung war wohl eh im Eimer).
Dafür beging die
Verwandtschaft Müller JH in möglicherweise schon terminal vergurkter
Stellung (das Zentrum rannte zu schnell nach vorne und hing
durch) Selbstmord durch einen Dameneinsteller, was dem Gegner
ersparte, das Endspiel auch zu gewinnen.
Der Ausgleich
folgte an Brett 2 durch Jero, der gegen einen HR schon nach
5 Zügen positionell auf Verlust gestanden hätte. Allerdings
unterschätzen die Spieler von Nimzo leicht die dynamischen Möglichkeiten
der wrackigen Bauernstellung. Schwarz wollte sich nur noch ein
Remis ermauern, und fing sich plötzlich ein Scheinopfer des
Turmes ein, wonach einfach die Freibauern alles überwalzten.
Alles sah nach einem klaren Gewinn an Brett 8 für Peschke
A aus, der schon seit dem Mittelspiel den isolieren Be6 geknechtet
hatte, endlich einbrechen konnte und die Dame mit einem Abzugsschach
eintütete. (Ähm, mußte man den Springer d7 noch dazu einstellen?)
Jetzt nur noch Se5 und mit dem König aus den paar Racheschachs
raus, und es wäre wohl sofort Matt gewesen. Das Feld f4 war
goldfalsch, und der Roque versetzte ihm einen Schoque - da war
die eigene Dame wieder weg. Soviel zur Ehrenrettung des Weiterspielens
mit D gegen T :P) Allerdings spielte Schwarz das Endspiel
mit Mehrqualle so anspruchslos (vielleicht Angst vor dem Fall
von Bc5), so daß am Ende beide froh waren, mit Remis davongekommen
zu sein.
Am längsten hielt Peschke M durch. Schon seit
dem Mittelspiel mit der undankbaren Aufgabe belastet, einen
typischen rückständigen Drachen-Be2 zu klammern, kam auch
noch Streß auf dem Königsflügel dazu. Diesen abzuwenden, führte
nur zu noch größerem Streß auf dem Damenflügel, wo zwei Freibauern
vorpreschten. Diese hätte man ggf. noch durch Hergabe eines
Läufers vernichten können, aber das tat er sich nicht mehr an,
als ein weiterer Bauer flötenging.
Macht 3.5:4.5.
HH: Skandalös – nicht nur, dass HSK 4 ohne Angie
gespielt hat und ich gar keine Gelegenheit habe, Labskauswitze
anzubringen (da muss wohl Petra bei der Schachwoche darunter
leiden), zu allem Überfluss kann Hauke noch nicht mal richtig
zählen, denn die Damen wurden erst im vierten Zug getauscht.
:-) Wieso der Mannschaftsführer das Remis genehmigt hat, gehört
zu den ungelösten Rätseln des 21. Jahrhundert – vielleicht hatte
Jeronimo mitbekommen, dass ich für meinen letzten Zug vor dem
gegnerischen Remisangebot fast eine halbe Stunde verplemperte
und per Hochrechnung ermittelt, dass die Zeit bei dem Tempo
nicht annähernd bis zum 40. Zug reichen würde.
Christophs Schlussstellung ist sicherlich ausgeglichen, aber
angesichts der Tatsache, dass Jens bereits auf Verlust stand
und sich noch nirgendwo der Ausgleich abzeichnete, muss man
eigentlich weiterspielen, zumal nach einem gut getimeten ...f5
ein lohnendes Angriffsobjekt auf g1 steht.
Szobries, Torsten (2131) – Rammé, Christoph (2132)
Landesliga Hamburg (5.5), 19.01.2014
Die Bremer Stadtmusikanten irren sich, denn zu dem Zeitpunkt
waren die Aussichten ohnehin schon suboptimal:
Gerigk, Wolf (2052) – Diekmann, Jens (2059) Landesliga
Hamburg (5.7), 19.01.2014
14...f6 mag noch spielbar sein (solidere Fortsetzungen
standen in Form von 14...Sc7 oder 14...c4 zur Verfügung), aber
dann nur mit der Absicht nach 15.dxc5 mit dem Bauernopfer
15...Lxc5 16.exf6 Dxf6 17.Sxd5 Dh6 auf Kompensation durch das
Läuferpaar zu reklamieren. Nach der Partiefortsetzung 15...bxc5
16.Sh4 Sc7 17.Sf5 ist der d5 schon nicht mehr zu retten,
allerdings muss man nach
17...fxe5 18.Sxd5 noch nicht mit 18...Lg5?
die Dame hergeben, sondern könnte mit 18...Sxd5 19.Lxd5+ Lxd5
20.Txd5 Dc7 wenigstens noch zappeln (aufmerksame Leser des IS
143 wissen natürlich, dass auch dies ein böses Ende nehmen kann
– zumindest wenn man Gregor Samsa heißt und auf Carina Brandt
trifft.)
Müller,Tobias (2121) - Kastek,Thomas (2153) Landesliga
Hamburg (5.4), 19.01.2014
Mit 28...La2 29.Tb2 Lxa5 hätte Schwarz einen Bauern gewinnen
können, stattdessen griff er zu 28...Ta6?, wonach
29.d5 den Turm auf b5 einfing (schönen Gruß an Björn). Allerdings
ist die Stellung noch längst nicht so klar, dass man Schwarz
schon die Zeit ablaufen lassen müsste statt die weiße Technik
auf die Probe zu stellen, z.B. leistet 29... Lh3 30.Sd4 Lxa5
31.Sxb5 Lxb6 mit dem Läuferpaar noch hartnäckigen Widerstand,
und selbst nach dem naiven 29...cxd5 30.Sd4 Tbxb6 31.axb6
Txb6 32.Sxe6 fxe6 33.Tb2 Lc5 34.Txb6 Lxb6 35.Tb1 Lc5 36.Txb7
dxe4 37.Tc7 Ld4 38.Txe7 e3 39.fxe3 Lxe3+ 40.Kg2 Ld4 41.Txe6
Kf7 müsste Weiß nicht nur wissen, dass ausschließlich 42.
Te4 nebst g4 gewinnt (ansonsten nimmt Schwarz mit ...h5 eine
Festung ein), sondern auch in der Folge noch sehr genau spielen.
Hedden, Helge (2153) – Müller, Jan Hendrik (2165) Landesliga
Hamburg (5.3), 19.01.2014
Jan Hendrik sah sich hier der Drohung Sf3 ausgesetzt, und
da er sie sowieso nicht abwehren kann, wäre es dringend erforderlich
gewesen, der eigenen Dame mit 26...b6 aktive Perspektiven zu
eröffnen. Nach 26...Le8? 27.Sf3 ging hingegen
der e-Bauer kompensationslos verloren; nach 27...Lb5+ 28.Kf2
Lc4 29.a3 b6 30.Dxe5 verkürzte 30...Dd7? lediglich
das Leiden.
Hawellek, Jeronimo (2344) – Jürgens, Bernhard (2106)
Landesliga Hamburg (5.2), 19.01.2014
Jeronimo sah sich in der Eröffnung einer Schrecksekunde ausgesetzt,
denn 12...Se5 hätte nicht den Läufer bedroht, sondern nach 13...exd5
auch die Dame – Weiß verbliebe mit zwei Minusbauern bei eher
unzureichender Kompensation. Stattdessen wickelte Bernhard mit
12...Dh4 ins Endspiel ab, bei dem ich die nächsten Züge
überspringe, um den Leser nicht zu langweilen.
Hier griff Jeronimo zu dem letzten Hebel 31.e5 Wie
die Partie zeigt, darf Schwarz den Bauern nicht weiterlaufen
lassen, auch 31...fxe5 32.Tf1 Tf6 33.Txf6 gxf6 34.Ke4 ist hoffnungslos.
Somit ist 31...dxe5 erzwungen, und tatsächlich scheint sich
Schwarz behaupten zu können. Nach 32.Txc5+ Kd6 33.Tb5 Tc8 nutzt
Schwarz die geöffnete c-Linie zum Gegenangriff, während er nach
32.Ke4 mit 32...b6 33.a4 a5 eine Festung baut.
Zwar gelangt der König dank des Zugzwangs nach 34.Kf5 Td8
35.Thb1 Td6 36.T1b2 nach g6, aber nach 36...Th8 37.Kg6
Te8 38.Kxg7 wird ihm mit 38...f5 der Rückweg abgeschnitten,
und nach 39.Kf7 Th8 40.Kg7 Thd8 41.gxf5 T8d7+ gibt Schwarz
Dauerschach. 31...Te8 32.e6 Te7 [32...g6 33.Tbb1
gxh5 34.Txh5 Txh5 35.gxh5 Th8 36.Th1 f5 37.h6 Kd8 38.Th5]
33.Ke4 Kc8 34.Kf5 Kc7 35.Thb1 Kc8
Hier funktionierte bereits die Gewinnidee 36.Txc5+ dxc5 37.d6,
in der Partie folgte das Motiv nach 36.T1b2 Kb8 37.Ta5 Ka8
38.Txc5 dxc5 39.d6 Te8 40.d7 Thh8 41.dxe8D+ Txe8 42.Td2 1:0
Peschke, Andres (1936) – Berglitz, Regina (2025) Landesliga
Hamburg (5.8), 19.01.2014
Andres griff nach 36...Txa6 zu 37.Txe6 und
hätte nach 37...Ta1+ mit 38.Te1+ einen Mehrbauern behalten,
während 38.Kf2? Schwarz die Gelegenheit gab, mit 38...Sa5
eine Mehrqualität zu behaupten. Regina griff stattdessen zu
38...Db8? 39.Te8+ Kh8 40.Txb8 Txb8 Nein, den Springer
muss man nicht hergeben, allerdings ist weder 40...Scxb8 41.Sg5
noch 40...Sdxb8 41.Dxc5 sonderlich erquicklich für Schwarz.
41.Lxd7 Tb2+ 42.Ke3 Sb4
43.f5?? Der HR-Vorschlag 43.Se5? kostet zwar auch
die Dame, aber da Schwarz hierfür mehr als in der Partie ins
Geschäft stecken muss, sollte sich Weiß nach 43...Sc2+ 44.Kf3
Tf1+ 45.Ke2 Te1+ 46.Kd2 Se3+ 47.Kxe1 Sxc4 48.dxc4 auf Dauer
mit den zwei Leichtfiguren gegen den Turm durchsetzen. Am einfachsten
gewinnt 43.Dxc5, wonach Schwarz überhaupt nichts hat. 43...Sc2+
44.Kf4 Tb4 45.Lb5, und nun hätte Schwarz mit 45...Sa3 gleich
zwei Mehrqualitäten erhalten oder den c-Bauern zum Freibauern
aufwerten können, während nach dem automatischen Nehmen auf
c4 bald remisiert wurde.
Peschke, Matthias (2014) – Schellhorn, Wolfgang (2136)
Landesliga Hamburg (5.6), 19.01.2014
Matthias´ Perspektiven sind hier weniger erfreulich, allerdings
bot ihm der Versuch, mit 26...f4?! direkt durchzubrechen,
eine unverhoffte Gegenchance. Nach 27.Lxf4 b5 28.Tc2 cxb4
griff Matthias zu 29.axb4?, und nach dem Wiedernehmen
waren die verbundenen Freibauern auf Dauer entscheidend.
Hier hatte er stattdessen die Gelegenheit zu 29.e4. Zieht
Schwarz den Turm zurück, so bildet die glücklich genesene Bauernmehrheit
am Königsflügel ein ernstzunehmendes Gegengewicht zu den Freibauern
am Damenflügel, nach 29...dxe3 30.Txe3 Df7 31.axb4 darf Schwarz
allerdings wegen Tc7 nicht auf b4 schlagen und hat damit nur
die Qual der Wahl, den Bauern leben zu lassen oder ihn um den
Preis der erheblichen Schwächung 31...g5 (die wiederum Gegenspiel
erlaubt) einzukassieren.
(Hauke Reddmann (HR) und Holger Hebbinghaus (HH), 21.01.2014)
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