Spielbericht:
Auswärtssieg (aber wo waren die Fans, die dies mit Jubelgesängen
begleitet hätten?)
Um nicht dem Vorbild eines immer trauriger werdenden Dinosauriers
zu folgen, beschlossen wir, nach zwei Niederlagen in Folge
mal wieder einen Wettkampf zu gewinnen; und dies gelang uns
auch souverän – die Parkplatzsuche war nervenaufreibender als
der Wettkampf.
Remis Nr. 1 gab es recht schnell in meiner Partie
gegen Aleksandar Trisic.
Remis Nr. 2 ließ Sebastian gegen Zeljko Vukomanovic
folgen. Bei einem Blick auf die DWZ hätte man auf mehr gehofft,
aber dafür war Sebastians Aufbau ein wenig zu ambitionsarm.
Zwischendurch gab es dann noch Sieg Nr. 1 durch Andres,
der einen von Dennis Petru eingestellten Zentrumsbauern mitnahm
und kurz darauf den Punkt meldete.
Remis Nr. 3 und verpassten Gewinn Nr. 1 konnte Jens
gegen Alice Winnicki verbuchen:
Winnicki, Alice (2025) – Diekmann, Jens (2051) Landesliga
Hamburg (6.6), 09.02.2014
Der nächstliegendste Zug wäre auch der richtige gewesen.
Hätte Alice nach 18...Lxf1 versucht, mit 19.Lxc6 das Material
zurückzuholen, wäre die Stellung nach 19.. Sxc6 20.Lxf8 Lxf8
21.Kxf1 Lc5 kollabiert; ansonsten muss die Kompensation für
die Minusqualität allerdings als „nicht existent“ deklariert
werden. Jens hatte hingegen darauf vertraut, nach der Partiefortsetzung
18...Tc8 19.La3 Lxf1 20.Lxb2 Dxb2 21.Lxf1 mit 21...Sb4
Material zu gewinnen, allerdings würde dies mit 22.Dd4 entschärft.
Somit hat sich der schwarze Vorteil verflüchtigt, und wenig
später wurde der Punkt geteilt.
Remis Nr. 4 und verpasster Gewinn Nr. 2 folgten bei
Jeronimo gegen Peter-Rene Mandelbaum:
Mandelbaum, Peter-Rene (2167) – Hawellek, Jeronimo (2347)
Landesliga Hamburg (6.2), 09.02.2014
Zugegebenermaßen fällt 32...Kh6 (mit der Idee, nach 33.Tf4
mit 34...Dg5 den Mehrbauern zu behalten) in die Kategorie „unmenschlicher
Zug“. Nach 32...Kg8 33.Tf4 De7 34.Tfxd4 war hingegen
der Mehrbauer entfleucht, und nach der weiteren Folge 34...Txd4
35.Txd4 Txd4 36.Dxd4 Dxa3 37.c5 Dc1+ 38.Kh2
erzwang Jeronimo mit 38...a5 das Remis, ehe der c-Bauer
noch Unannehmlichkeiten bereitet. 1/2-1/2
Remis Nr. 5 ließ Christoph gegen Lars Schiele folgen,
und irgendwie wusste niemand so recht, ob das Remis nun leistungsgerecht
war, weil keiner den Sieg oder keiner die Niederlage verdient
hatte (oder gar beides?).
Remis Nr. 6 nebst verpasstem Sieg Nr. 3 war der Ausgang
bei Matthias' Partie gegen Sebastian Kuhle.
Peschke, Matthias (2009) – Kuhle, Sebastian (1949) Landesliga
Hamburg (6.5), 09.02.2014
Matthias hat sich eine Gewinnstellung erspielt und hätte
am einfachsten mit 22.Sf4 Td6 23.Se6 Schluss machen können.
Im Gegensatz zur Partie scheitert nach 23...Txe6 24.dxe6 der
Zwischentausch 24...Lxe4 an 25.exf7+, brauchbare Alternativen
sind aber ebenso Mangelware. Auch nach der Partiefolge 22.Dh7+
Kf8 23.Sf4 Td6 24.Se6+ (Hier wäre 24.Sxh5 Le5 25.Lg6 einfacher)
24...Txe6 25.dxe6 Lxe4 steht Matthias immer noch auf
Gewinn, hätte sich jetzt aber zu 26.Sxe4 Dxe6 27.Sg5 Dxe3+ 28.Kh1
Te7 29.Dxh5 durchringen müssen.
Das Endspiel nach 26.Dxe4 Dxe6 27.Dxe6 Txe6 ist im
Gewinnsinne trotz des Mehrbauern zu wenig, da die weißen Bauern
ebenfalls anfällig sind und der Läufer Wirkung entfaltet. Obwohl
Matthias noch Gewinnchancen bekam, stand am Ende ein Remis zu
Buche.
Remis Nr. 7 und verpasster Gewinn Nr. 4 hätte die
Überschrift zu Jan Hendriks Partie gegen Jan Ludwig sein können,
aber nachdem Jan (nicht zu verwechseln mit Jan Hendrik) den
letzten Fehler beging, lautet der Titel korrekt „Sieg Nr.
2“:
Müller, Jan Hendrik (2157) – Ludwig, Jan (2065) Landesliga
Hamburg (6.3), 09.02.2014
Nach der Zeitkontrolle war diese Stellung erreicht, die angesichts
des Mehrbauern und des Undritz-Turmes auf h4 gewinnverheißend
ist. Der klare Gewinnweg ist allerdings nicht ganz einfach zu
finden (jedenfalls fand ihn weder Jan Hendrik noch ein anderer
Anwesender), obwohl man im Prinzip nur zwei Motive richtig kombinieren
muss. Motiv 1: Wenn Schwarz ...Th5 zieht, kann der weiße
König siegbringend über g4 und f5 nach e6 gelangen (allerdings
ist Schwarz in der Diagrammstellung keineswegs zu ...Th5 gezwungen,
sondern kann mit dem König pendeln). Motiv 2: Nach 41.Tf7
droht Tf4, so dass 41...Th5 erzwungen ist. Leider wäre mit dem
Turm auf f7 42.Kg4 Txh2 43.Kf5 keine gute Idee... Und daraus
folgt die Lösung: 41.Te7 erzwingt per Zugzwang 41...Kc8,
und nun folgt 42.Tf7. Nach 42.. Kd8 43.Tf4 muss Schwarz entweder
den e-Bauern hergeben oder ins verlorene Bauernendspiel übergehen,
während nach 42...Th5 43.Kg4 Txh2 der weiße Turm mit Tempo die
f-Linie verlässt und nach 44.Tc7+ Kd8 45.Kf5 der weiße König
entscheidend eindringt. Dem Schwarzen werden seine eigenen Bauern
zum Verhängnis; g- und h-Bauern verhindern, dass der Turm von
g6 oder h6 aus Schachs gibt, während nach 45...Txf2+ 46.Ke6
Tf8 47.Ta7 Te8+ 48.Kd5 der schwarze e-Bauer verhindert, dass
der Turm von hinten Schachs gibt und Schwarz wehrlos gegen 49.Kc6
ist. Die Partiefortsetzung 41.f4 ist hingegen nicht so
klar, jedenfalls war die 10 Züge später entstehende Stellung
remis...
...zumindest, wenn Schwarz beginnend mit 51...Tc2+ den König
behelligt. 51...Ke6 kostete hingegen nach 52.Txg2
den g-Bauern und die Partie.
(Holger Hebbinghaus, 10.02.2014)
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