Landesliga 19/21

FC St.Pauli II - SK Marmstorf 4:4

Sonntag, den 22.08.2021
Spielort:  FC St. Pauli, Ballsaal, Harald-Stender-Platz 1, 20359 Hamburg


Erfolgreicher Saisonausklang

Am letzten Saisonwochenende der Landesliga 2019/20 hatte uns die Auslosung gleich zwei Wettkämpfe gegen St. Pauli beschert. Nach dem 3:5 gegen St. Pauli III im Sinstorfer Schützenhof waren wir am folgenden Tag im Ballsaal des Millerntors zu Gast. Um trotz der zwei parallel standfindenden Wettkämpfe für möglichst viel Abstand zu sorgen, fand ein Teil der Partien des Parallelwettkampfs im Freien in einer VIP-Loge mit Blick auf den Rasen statt (s. Fotos).

Unsere Aufstellung unterschied sich nur am achten Brett von derjenigen des Vortags, da Andres für Stephan spielte. Zum zweiten Mal in dieser Saison konnten wir auf Jens nur deshalb zurückgreifen, weil ihm das Coronavirus einen Strich durch anderweitige Pläne machte. Während Jens unmittelbar vor dem Wettkampf der 7. Runde auf seinen Ostasienurlaub verzichten mutte, wäre er diesmal bei den Cyclassics dabei gewesen, wenn es nicht zu deren Absage gekommen wäre.

St. Pauli II stellte in dieser Landesligasaison die nominell stärkste Mannschaft, hatte aber zweimal knapp gegen SKJE und St. Pauli III verloren. Für uns sprach, dass St. Pauli zwei Spieler nicht einsetzen durfte, die am letzten Wochenende der Oberliga für die erste Mannschaft eingesetzt worden waren, aber auch wir waren ohne Holger natürlich nicht in Bestbesetzung. St. Pauli II konnte die Ausfälle personell nicht vollständig ausgleichen und ließ deshalb Peters Brett frei. Im Vergleich zu anderen Wettkämpfen des letzten Landesligawochenendes wurde damit immer noch an vielen Brettern gespielt. So war z.B. Fischbek am Vortag nur zu viert am Start und Königsspringer II trat in der letzten Runde gar nicht an. Da St. Pauli an sechs der sieben anderen Bretter einen z.T. deutlichen Elovorteil ausspielen konnte, sah ich sie dennoch in der Favoritenrolle.

Klaus-Jürgen brachte uns mit einem schnellen Remis einem möglichen Mannschaftserfolg etwas näher. Auch Christoph konnte seine Schwarzpartie sicher zusammenhalten gegen einen sehr starken Gegner, der seinen (vorerst?) letzten Wettkampf für St. Pauli bestritt, weil er in sein Heimatland Spanien zurückkehren wird. Doch gab es bald auch eine Reihe von Rückschlägen: Jens verlor schon in der Eröffnungsphase eine Figur und damit auch die Partie und auch Matze musste einen Bauern geben und hatte danach nie mehr eine realistische Chance, die Partie zu halten, obwohl der Computer im Endspiel kurzfristig einmal (wohl zu Unrecht) meint, dass der Nachteil nicht mehr entscheidend gewesen wäre. Am Unglücklichsten war für uns aber ein Übersehen von Andres, das dieser auf fehlende Spielpraxis zurückführte:

Welsh - A. Peschke nach 28. Txf4

Die Stellung ist für Andres dank der beiden Leichtfiguren für den Turm objektiv etwas besser, aber natürlich wegen der offenen Königsstellung nicht leicht zu behandeln. Der Computer findet 28... Sg6 am Besten, da ja nach 29. De8+ Kg7 kein weiteres Schach funktioniert und der Lc8 nicht geschlagen werden kann, weil auch der weiße Turm hängt. Andres entschied sich aber für 28...Tg7??. Mit der Information, dass danach ein Matt in zwei möglich ist, wird wohl jeder finden, wie es weitergegangen ist.

Ich habe mich an diesem Wochenende konsequent an der Spielweise unseres verhinderten Spitzenbretts orientiert. Am Sonnabend gab es ein schnelles Remis, während ich mich am Sonntag daran erinnerte, dass ein Spieler, der am ersten Brett bis dahin alles in Grund und Boden gespielt hat, die Saison nicht vor dem Abschlusswochenende gegen Marmstorf loben sollte (vgl. https://www.skmarmstorf.de/hmm/hmm08_1h.htm). Aleksandar Trisic hatte bis zur letzten Runde 5,5/6 erzielt, wobei er nur gegen den Frauen-Bundestrainer GM Yakovich vom SKJE ein Remis abgegeben hatte. In einem Königsinder erreichten wir folgende Stellung:

Hawellek - Trisic nach 25... c6

Bei Aleksandar zeichnete sich hier schon die Zeitnot ab, während ich ausnahmsweise noch reichlich Zeit hatte, um mir zu überlegen, wie es in dieser komplexen Stellung weitergehen soll. Schwarz hat sich gerade fälschlich dafür entschieden, die Dame nach h4 zu stellen, offenbar um am Königsflügel mit Dh2 weiterzumachen. Dieses Vorgehen erweist sich aber als zu langsam und die Dame fehlt Aleksandar in der Mitte des Brettes. Mit 26.b4! versuche ich, den Weg zum König freizuräumen. Nach 26...cxb4 27. Dxb4 wich Aleksandar mit Ke8 dem drohenden Abzugsschach aus. Ich entschied mich für 28.c5, was Schwarz zu b5 zwingt. Zum einen gefiel mir dabei die Möglichkeit, den d6 zum gedeckten Freibauern zu machen, außerdem hoffte ich schon auf Kombinationen, bei denen der b5 hängen würde. Was ich hier noch nicht ahnte, war hingegen die Rolle, die der c-Bauer in den folgenden Zügen noch spielen sollte.

29. Sd5 ist eine spektakuläre Fortsetzung, die ausnutzt, dass der Springer wegen Dxb5 mit Gewinn des Ta6 nicht geschlagen werden kann. Der Zug droht vor allem Sc7+, während der Tf4 tabu ist, weil nach dem Nehmen natürlich dem Tg3 die Felder fehlen würden. Der Computer hält stattdessen 29. Sxf3 für deutlich stärker, aber Weiß braucht natürlich Mut, um sich auf eine Folge wie z.B. 29...Txf3 30. Txf3 Lxf3 31. Txg7 Dxf2 einzulassen, da ja auch der weiße König nicht ganz sicher zu stehen scheint. In der Partie entschied sich mein Gegner für 29... Ta7 um der Springergabel zu entfliehen. Für diesen Fall hatte ich vorgesehen, trotzdem das Springerschach zu geben. Auch das ist nicht das Beste, aber wer hier einen der beiden ersten Computerkandidaten Db1 oder Kd1 spielt, sähe sich zurecht der Forderung nach einer Leibesvisitation zum Aufspüren elektronischer Hilfsmittel gegenüber. Es folgte 30. Sc7+ Kd7? (besser ist Kf7 oder Kf8) 31. Sxb5 Meine Absicht war, dass nach cxb5 32. Dxb5+ der Turm auf a7 nur mit Kc8 33. Dc6+ Kb8 zu retten wäre. Dann kommt aber nach 34. De8+ Kb7 35. Kc2 (Ich glaube, dass ich hier 35. c6+ geplant hatte, was auch gewinnt, aber viel weniger klar ist.) der Turm entscheidend auf b1 zur Party dazu. Trotzdem gibt es auch hier mit 31.Sc4 eine noch stärkere Fortsetzung. Nach bxc4 gewinnt dann 32. Db8 den Turm, anderenfalls entscheidet 32. Sb6+ und erst dann 33. Sxb5. Aleksandar antwortete mit 31... Tb7.

Das kam für mich nicht überraschend und ist auch die beste Verteidigung. Ich musste mich hier zwischen Dxa4 und Da5 entscheiden. Eine Pointe beider Züge ist, dass nach 32... cxb5 33. Da8 Kc6 34. Da6+ wieder einmal der Turm verloren geht. Mir schien 32. Da5 (?) die klarere Fortsetzung. Zwar hatte ich gesehen, dass ich nach 32. Dxa4 Txb5 mit 33. Da7+ Ke8 34. Dxg7 die Figur zurückgewinne, doch war mir das nach 34...Txc5+ nicht hinreichend klar. Der Computer gibt mir insofern recht, allerdings kann ich mit 34. a4 zunächst den Turm von b5 vertreiben, bevor ich auf g7 schlage. Meine Fortsetzung beruhte darauf, dass ich nun 32...Txb5 wegen 33. Dc7+ Ke8 34. Txg4 nebst d7+ und d8D+ ausschloss. Ich rechnete hingegen überhaupt nicht damit, dass Schwarz sich hier mit 32...Dd8 verteidigen kann, weshalb es besser gewesen wäre, den Bauern auf a4 mitzunehmen. Aleksandar schlug hingegen tatsächlich 32... Txb5? und spielte nach 33. Dc7+ den Zug Ke6, den ich komplett außer Acht gelassen hatte. Glücklicherweise sind nach 34. Dxc6 meine weit vorgerückten verbundenen Freibauern viel stärker als die schwarze Mehrfigur. Es folgte 34... Tb8 35. Dd5+ Kf6 (Dort steht er dem Tf4, Lg7 und der Dd8 schön im Weg, aber nach 35... Kd7 hätte 36. c6+ gewonnen, z.B. Ke8 37. d7+ Ke7 (37... Kd8 38. Dd6) 38. c7). Mit 36. d7 drohe ich mal wieder, mit Dd6+ den Turm zu gewinnen und lasse ihm damit vorerst keine Zeit, mit dem König von dem Unglücksfeld f6 zu verschwinden. Nach 36... Td8 37.c6 Kg6 38.c7 erwies sich auch die neue Position des schwarzen Königs als wenig glücklich, denn 38... Txd7 hilft natürlich nicht, weil der Lg4 ja gefesselt ist. Aleksandar spielte noch 38... Tff8,

was mir die Gelegenheit verschaffte, mit 39. Dc6+ Kh7 40. Txg4 hxg4 41.c8D das Maximum aus meinen beiden Freibauern herauszuholen. Nach 41... Dxh2 42. Txg4 gab Schwarz auf.

In der Zwischenzeit hatte Jan Hendrik im Kapuzenduell in ein gewinnverheißendes Leichtfigurenendspiel abgewickelt, das er sicher zum Sieg führte. Damit führte die wahrscheinlich letzte noch laufenden Partie der längsten Landesligasaison aller Zeiten (bis auf den Wettkampf, wo Hauke Schiedsrichter war und unseren, waren alle Ergebnisse bereits im Netz) zum ersten 4:4  überhaupt. Alle anderen 44 Wettkämpfe haben in dieser Saison einen Sieger gefunden!

Wir haben mit diesem Punkt unseren vierten Platz verteidigt (den wir allerdings selbst bei einer knappen Niederlage behalten hätten). In der kommenden Saison steht uns Friedrich als weiterer Spieler im Kader der ersten Mannschaft zur Verfügung, so dass wir den Weggang von Michael, der künftig für Werder Bremen spielen wird, hoffentlich ausgleichen können. Ich bedanke mich bei den Ersatzspielern, die es uns mit ihren Zusagen trotz teilweise kurzfristiger Anfragen immer ermöglicht haben, vollständig anzutreten und dazu noch einen guten Teil dazu beigetragen haben, dass wir mit unserer Siegesserie ab Runde 5 frühzeitig den Klassenerhalt erreichten. (JH/06.09.21)


Ergebnis:

  FC St. Pauli II 4-4 SK Marmstorf
1 1 Trisic, Aleksandar 2352 0:1 Hawellek, Jeronimo,Dr. 2258 2
2 4 Perez de Miguel, Alvaro 2297 ½:½ Rammé, Christoph 2140 3
3 6 Priebe, Jan 2185 0:1 Müller, Jan Hendrik 2123 4
4 8 Richter, Maik 2159 1:0 Diekmann, Jens 2074 7
5 9 Mitscherling, Andreas 2185 1:0 Peschke, Matthias 2027 8
6 10 Reuber, Artur 2162 -:+ Anderberg,  Peter 2006 9
7 15 Kohtz, Andreas 1990 ½:½ Herlan, Klaus-Jürgen 2006 11
8 16 Welsh, Michael 1973 1:0 Peschke, Andres 1938 12

 


Bildliches:

2 Mannschäftskämpfe haben im Ballsaal des FC St.Pauli stattgefunden.

Schach am Millerntor

Brett 3 mit Jan Hendrik Müller

 

Brett 4 mit Jens Diekmann

Brett 8 mit Andres Peschke


Ergebnisdienst

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Tabelle

Einzelergebnisse

 

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