Landesliga 19/21

SK Marmstorf - FC St.Pauli III 3:5

Samstag, den 21.08.2021
Spielort:  Schützenhaus Sinstorf, Beckedorfer Str. 1, 21077 Hamburg


Endlich wieder am Schachbrett

Ein Jahr, fünf Monate und zwanzig Tage lagen zwischen der siebten und achten Runde der Landesliga-Saison 2019/2020, die unplanmäßig erst im August 2021 beendet werden konnte.  Schuld war natürlich SarsCoV2, gelegentlich auch noch immer das neuartige Coronavirus genannt. Mehrfach hatte der Hamburger Schachverband in der Zwischenzeit Termine ins Auge gefasst, die sich aber nicht umsetzen ließen, weil Achterwettkämpfe nicht mit dem jeweils geltenden Stand der Eindämmungsverordnung vereinbar waren.

Der Wettkampf brachte für uns eine Reihe Neuigkeiten. Einige hingen direkt mit der Pandemie zusammen: So haben wir erstmals im Sinstorfer Schützenhaus gespielt, das weitaus geräumiger als unser Vereinshaus ist und damit einen coronagerechten Abstand der Bretter ermöglicht (s. Fotos). Neu war auch, dass ich vor dem Wettkampf Impfnachweise bzw. Schnelltests aller Anwesenden kontrollierte (es galt 3G) und dass keine Zuschauer zugelassen waren. Analysieren konnte man dank des glücklichen Umstands, dass wir einen der wenigen trockenen Augusttage erwischt hatten, problemlos an der frischen Luft.

Indirekt war das Coronavirus auch dafür verantwortlich, dass unser Verein zum ersten Mal (!) in einem Wettkampf oberhalb der Stadtliga ohne Holger antrat, der an dem Tag seine zweite Impfung erhielt. Mehr als 19 Jahre hat Holger in jedem Liga-Wettkampf unserer ersten Mannschaft am Spitzenbrett gesessen!!! 2002, als er in Hildesheim seine Ausbildung machte, war es zuletzt vorgekommen, dass Holger einen Wettkampf der ersten Mannschaft verpasst hat. Dann kam es noch zu einer weiteren Neuerung, die eher an unserer Personallage als am Virus lag, denn Stephan hat, nachdem er in der Saison 2017/2018 schon einmal in einem Oberligawettkampf eingesetzt worden war, nun erstmals Landesligaluft schnuppern können.

Für uns ging es praktisch um nichts mehr. Die beiden nächsthöheren Ligen waren an den Wochenenden vor unserem Wettkampf abgeschlossen worden mit dem Ergebnis, dass St. Pauli I den Klassenerhalt in der 2. Liga geschafft hatte. Dafür war die Kieler SG II abgestiegen, die aber mit Doppelbauer Kiel fusioniert, so dass nur noch eine der beiden in Oberliga spielberechtigten Mannschaften im kommenden Jahr antreten kann. Da auch in Mecklenburg-Vorpommern wieder einmal eine Mannschaft aus der östlichen Hälfte aufgestiegen ist, blieb uns die Flut Hamburger Absteiger erspart, nur der schräge Lokalrivale aus der Alten Forst wird nach einem Jahr, nein stimmt ja nicht: einer Saison in der Oberliga wieder in der höchsten Hamburger Liga antreten. Absteigen konnten wir damit wohl schon rechnerisch nicht mehr (obwohl man theoretisch ja immer noch die Möglichkeit in Betracht ziehen musste, dass HSK I in der noch nicht abgeschlossenen 1. Bundesliga absteigt und damit die nächsten HSK-Mannschaften aus der 2. Liga und Oberliga mitreißt). Und die Aufstiegschancen waren so theoretisch, dass sie vom Ligaorakel nicht einmal mehr angezeigt wurden, also auf weniger als 0,001% beziffert wurden. Dafür waren unsere Gegner noch motiviert, da sie punktgleich mit dem Tabellenführer SKJE waren und aufgrund des Klassenerhalts der ersten Mannschaft auch aufsteigen durften.

Der Wettkampf war eng, trotzdem sah ich von Beginn an, unsere Gegner knapp vorn. Vor allem bei Christoph, Klaus-Jürgen und Matze schien mir schon in der Eröffnung die Position zumindest unbequemer zu spielen. Auch bei Peter hatte ich im Vorübergehen Probleme gesehen, den komplett unentwickelten Königsflügel ins Spiel zu bringen. Der Rechner überzeugt einen aber davon, dass das noch alles funktionierte.

Ich hatte mich dummerweise auf eine Weißpartie vorbereitet, offenbar weil ich in den letzten achtzehn Jahren immer an Brett 2 gespielt habe und damit zu Hause immer Weiß hatte. Als mir dies am Spieltagmorgen auffiel, sah ich mir noch ein paar Blitzpartien meines Gegners aus der Datenbank an, in denen der Computer nach einem ungenauen Eröffnungszug von ihm einen schönen Gewinn unter Figurenopfer anzeigte. Mein Gegner überlegte an jener Stelle  mehr als 20 Minuten lang, entschied sich aber diesmal für einen besseren Zug. Ich stand auch danach bequem, um daraus aber mehr zu machen, hätte ich an einer Stelle präzise spielen müssen, wo ich selbst in der Analyse nicht drauf gekommen bin, Alternativen zu meinem Zug in Erwägung zu ziehen. So wurde es remis.

Noch vor der Zeitkontrolle endeten auch die meisten anderen Partien: Christophs Gegner fand in einer schon sehr angenehmen Stellung ein ungewöhnliches Kombinationsmotiv (s.u.). Jens hatte in einem Doppelläuferendspiel, wenn die veröffentlichte Notation stimmt, mehrere Möglichkeiten, seinen a-Bauern gewinnbringend einzusetzen, spielte aber remis. Matze hatte einen Bauern gegeben. Der Versuch, dafür mit einer langen Rochade in die gegnerischen offenen Linien die Partie zu verschärfen und ein Figureneinsteller beendeten die Partie schnell. Peter war gezwungen die Züge zu wiederholen und auch Stephan war in seinem ersten Landesligawettkampf ein halber Punkt vergönnt, wobei sein Gegner eher am Drücker war, anscheinend aber angesichts des Stands der übrigen Bretter kein Risiko eingehen wolllte.

Damit stand es zur Zeitkontrolle 2:4 und mit einem weiteren Sieg an Jan Hendriks Brett entschieden die St. Paulianer den Wettkampf für sich. Jan Hendrik erklärte mir am nächsten Tag, dass er zunächst zu passiv gespielt hatte, weil er die erstmals angewandte Variante noch nicht so genau studiert hatte. Später warf er dann alles nach vorn und versuchte, unter Opfer zweier Leichtfiguren den gegnerischen König zu erwischen. Sein Gegner Dirk Thomaschke konnte aber nachweisen, dass diese Opfer nicht ganz korrekt waren.

Schließlich gelang Klaus-Jürgen etwas überraschend der Ehrentreffer für uns. Zwar hatte Frank Müller eine Qualität gewonnen, die Umsetzung war aber etwas schwierig, weil seine Dame keine Felder fand. Um einem Dauergardez zu entkommen, entfernte er die Dame zu weit von seinem König, was Klaus-Jürgen gleich mehrere alternative Mattwege eröffnete, von denen er einen fand.

Wie angekündigt folgt noch die schönste Kombination des Wettkampfes, leider nicht zu unseren Gunsten:

Ramme - Breyther, Brett 3, Weiß spielte zuletzt 17. Se5

Christophs Stellung ist schon seit einigen Zügen nicht mehr gut. Vor allem der schwarzfeldrige Läufer und die beiden Türme seines Gegners sind natürlich besser postiert als ihre weißen Gegenparts. Den Ausfall Se5 konnte sein Gegner daher aufgrund der aufgebauten Positionsvorteile widerlegen: 17... Txe5! 18. dxe5 Lxf2+ 19. Kh1 Dg6!

Nun droht nach Sxg3+ nicht nur die Dame verloren zu gehen, sondern auch ein Matt auf der h-Linie und da Lxe4 dxe4 wg. den Drohungen exd3 und Lf3+ nicht geht, gab Christoph mit 20. Dxe4 dxe4 21. Txf2 die Dame, stellte aber zwei Züge später fest, dass er den e-Bauern nicht mehr stoppen konnte, ohne weitere Verluste einzuräumen. (JH/04.09.21)



Ergebnis:

  SK Marmstorf 3-5 FC St.Pauli III
1 2 Hawellek, Jeronimo,Dr. 2258 ½:½ Kahlert, Thomas 2155 1
2 3 Rammé, Christoph 2140 0:1 Breyther, Rüdiger 2245 2
3 4 Müller, Jan Hendrik 2123 0:1 Thomaschke, Dirk 2160 3
4 7 Diekmann, Jens 2074 ½:½ Wronn, Bernd 2167 6
5 8 Peschke, Matthias 2027 0:1 Kluth, Carsten 2118 7
6 9 Anderberg, Peter 2006 ½:½ David, Torsten 2073 9
7 11 Herlan, Klaus-Jürgen 2006 1:0 Müller, Frank 2085 11
8 15 Barz, Stephan ohne ½:½ Kessler, Bernd 2021 15


Bildliches:

Erster Mannschaftskampf in der Schützenhalle - Coronagerechte Spielbedingungen

Jeronimo Hawellek

An Brett 2: Christoph Rammé

Brett 8: Premiere für Stephan Barz in der Landesliga.


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