Schwarz gewinnt (nicht immer)
In Runde 2 starteten wir auf Wunsch
und in Einverständnis mit dem Gastgeber eine Stunde
früher in Schnelsen. Die Befürchtungen, dass wir im
Feierabendverkehr stecken bleiben, verflogen ganz
schnell, denn in Zeiten von Homeoffice scheint es dies
nicht mehr so brachial zu geben. Oder es lag an der
frühen Anfangszeit.
An dieser Stelle einen Dank an KJ,
der uns Denis nachlieferte. Die beiden Fahrzeuge waren –
trotz einer sehr großzügigen Wartezeit – bereits auf dem
Weg in Richtung Norden. KJ handelte entschlossen und
fuhr Denis zum Spielort und dann wieder zum Vereinshaus
zurück. So konnten wir erneut komplett antreten.
Die Überschrift verrät es bereits:
An diesem Abend waren die Besitzer der schwarzen Steine
diejenigen, die frohgelaunter nach Hause gingen. Sechs
Schwarzsiege, ein Remis und nur eine Niederlage
bevorzugten an diesem Abend die schwarzen Steine.
Allerdings kann ich keine Eröffnung ausmachen, die dazu
maßgeblich beigetragen haben könnte – zu bunt ist der
Strauß. Die Entscheidungen fielen auch allesamt in
späteren Stadien und dies zum Teil unerwartet.
In Markus Partie war beispielsweise
lange Zeit ein Ausgleich zu sehen. Beide Spieler waren
flugs unterwegs und man erreichte im 36. Zug diese
Stellung mit Weiß am Zug:
Grebita, Magnus (1666-37) – Eschweiler, Markus (1534-90)
GER - chT HH 2025 Kreisliga A C Hamburg (2.4), 24.01.2025
XABCDEFGHY 8-+-+-+-+( 7+-+-+-+-' 6-+-+-zppzp&
5+k+-+p+-% 4p+pzP-+-zP$ 3+-+-+PzP-# 2-mKP+-+-+"
1+-+-+-+-! xabcdefghy
Hier zog Magnus 37. g4 und verschenkte das Remis. (Fast) alles andere
wäre besser gewesen, so z.B. c3 oder auch f4. Nach
37. …. fxg4
38. fxg4 f5 (hier hätte
noch forcierter h5 gewonnen, aber das ist hier nicht
mehr entscheidend) war die Partie dann auch schnell
vorbei.
Offenbar noch in Abschätzung der zu
diesem Zeitpunkt noch unklaren, aber leicht zugunsten
von Königsspringer in der Gesamtheit gewichteten
Stellungen, akzeptierte mein Gegenüber das Remisangebot.
Nach kurzer Zeit wurde dann auch
der Ausgleich herbeigeführt. Bodo beschäftigte seinen
Gegner in der Eröffnungen mit Drohungen, suchte dann den
geordneten Rückzug. Die Ordnung war auch auf den Flügeln
gegeben, aber dafür schlug es dann mittig ein und Bodos
König wurde – ohne rochiert zu haben – eben dort in ein
Mattnetz gezogen.
Es dauerte dann eine Weile, bis
neue Ergebnisse kamen. Überraschend verlor dann Denis
ein ungleichfarbiges Läuferendspiel. Bis zum 31. Zug war
das nicht nur optisch, sondern auch von der Engine auf
nahezu 0,00 bewertet. Und selbst nach dem Bauernverlust
ist die Sache noch nicht entschieden, sondern wird eine
Frage der Technik. Zudem hatte Denis in der Endstellung
(und auch schon kurz zuvor) mit e6 immer noch
Schummelchancen. Meine Empfehlung für die kommenden
Partien: Nicht zu früh (insbesondere in dieser Liga)
aufgegeben und wenn man meint, man stünde auf Verlust,
dann kann man auch mal etwas ausprobieren.
Wir lagen somit 1,5:2,5 zurück und
dennoch war ich inzwischen optimistisch. Aus Rolfs
Minusbauer wurden im Laufe der Zeit zwei Mehrbauern. In
Tims Partie zeigte sich – nach Bauernverlust in der
Eröffnung - trotz der knapperen Bedenkzeit, dass er die
Initiative übernahm. Zudem eroberte er den verloren
gegangenen Bauern zurück und einige Züge später gewann
er sogar einen Bauern und hatte materiellen Vorteil
neben seiner aktiven Stellung. Das Ganze mündete dann in
einem „Einsteller“ in allerdings auch bereits für Weiß
verlorenen Position.
Jörg wollte an diesem Abend nicht
bei der „Schwarz-Party“ mitmachen und machte den
„Spalter“, dies sehr zu unserer Freude. Am Spitzenbrett
stand es lange ausgeglichen, bis Schwarz sich
entschloss, aggressiver zu Werke zu gehen. Das ist nur
mit Jörg nicht machbar, denn der bleibt da ganz cool.
Thies, Jörg
(1869-32) – Khalaf, Ayman (1875-34)
GER - chT HH 2025 Kreisliga A C Hamburg (2.1), 24.01.2025
XABCDEFGHY 8-+r+-+k+(
7zpl+q+pzpp' 6-zp-vlp+-+& 5+P+p+-+-%
4-+-zPn+-+$ 3zP-+LzPP+-# 2-vL-sN-+PzP"
1+-+Q+RmK-! xabcdefghy
Hier zog Schwarz optimistisch
18. … Sc3 und wählte nicht den sicheren
Rückzug Sf6. Jörg hatte nicht umsonst zuvor seine auf c1
bedrohte Dame nach d1 gezogen, um dieses „Angebot“ zu
machen. Schwarz biss also zu und Jörg konnte 19.
Db3 spielen und somit den Springer fragen, wo
dieser denn jetzt hingehen möge (die Halbleiterkiste
empfiehlt schon Sxb5). Schwarz entschied sich wiederum
für eine proaktive Fortsetzung mit Blick auf einen
Königsangriff und zog 19. … De7. Jörg
kalkulierte und nahm gelassen mit dem Läufer auf c3. Das
war absolut richtig, denn nach 20. Lxc3 Lxh2+
21. Kxh2 Dc7+ 22. Kg1 Dxc3 23. Td1 behauptet
Jörg die Mehrfigur und konnte dies im 36. Zug dann auch
mit einem, dem einzigen an diesem Abend, Weiß-Sieg
umsetzen.
Uwe hatte mit der knappen
Bedenkzeit dieses Mal deutlich mehr Probleme als in
Runde 1. Sein junger Gegner lehnte überdies das
Remisangebot (vielleicht auch deswegen) ab. Zudem war
die Stellung tatsächlich stets ausgeglichen. Auch am
Ende, als Uwe die Zeit überschritt, war es noch
Ausgleich. Unbarmherzig – sofern die Notationen stimmen
– zeigt die Engine aber auf, dass Uwe mit seinem 33. Zug
aber die Partie eigentlich wegstellte. Wenn Schwarz
einen Zug später mit dem Turm auf c3 nimmt, dann wäre es
das gewesen. Aber ich bin mir wegen der Notationen nicht
ganz sicher, weshalb ich hier auf eine Veröffentlichung
der Stellung verzichte.
Ich schaute nämlich
viel lieber bei Rolf zu, der den noch fehlenden Punkt
liefern sollte. Wie bereits oben beschrieben, hatte Rolf
inzwischen aus -1 (Bauern) ein +2 gemacht. Er ließ es
nach der Zeitkontrolle im 40. Zug in einem Endspiel mit
S+6 Bauern gegen S+4 Bauern entspannt angehen und hatte
zudem deutlich mehr Zeit. Erst im 60. Zug musste sein
junger Gegner den Springer geben und dann spannte uns
Rolf noch ein wenig länger auf die Folter und wir
fragten uns, ob er seinen Freibauern auf der a-Linie
vergessen habe. Hatte er aber nicht. Und als Rolf diesen
dann zog und das sein Gegner auch bemerkte, war auch
diese Partie nach gut vier Stunden Spielzeit mit einem
Schwarz-Sieg vorbei.
Ein bemerkenswerter
Sieg, der zwischenzeitlich nicht zu erwarten war. Dass
es knapp werden würde, war vorher absehbar, denn
Königsspringer fuhr fast Bestbesetzung auf und damit
standen sich nach Setzliste die Nummer 1 (KSP) und
Nummer 2 (wir) gegenüber. Also ein echtes Spitzenduell.
So spielte ein DWZ-Schnitt von 1606 des Gastgebers gegen
1556 bei uns, was auch die Ausgeglichenheit der
Ansetzung verdeutlicht.
Für die nächste Runde
hoffen wir ähnlich gut besetzt an die Bretter gehen zu
können. Wir werden sehen, denn auch dieses Mal gab es
zwei Absagen von eigentlich einkalkulierten Zusagen.
Aber das kennen wir ja irgendwie in jedem Jahr.
(Stephan Barz,
25.01.2025)
|