Spielbericht
Am letzten Januartag traten wir zum Kellerduell beim
SKJE an. Tobi war diesmal nicht am Start, so dass Holger
Fabig zu seinem ersten Oberligaeinsatz kam. Einsatz ist
auch das richtige Stichwort, denn den zeigte Holger schon
vorab, weil er sich trotz wüstem Schneetreiben mit dem Fahrrad
nach Harvestehude durchschlug.
SKJE schaute mal wieder
zur Tafel, an der man bei aufmerksamer Betrachtung feststellen
konnte, wie die Schüler des Wilhelm Gymnasiums die Leitlinie
2 ihrer Schule ("Wir stellen den ganzen Menschen in den
Mittelpunkt unseres Bildungsauftrag") umsetzen. Man hätte
dort ohne weiteres einen Mehrbauern verstecken können...
Der Wettkampf lief von Beginn an aus unserer Sicht recht
gut: so konnte Holger Fabigs Gegner seine Dame, die er etwas
optimistisch nach b7 geführt hatte, nur unter Opfer einer
Qualität retten. Michael trennte sich als erster friedlich,
auch bei Holger H. ließ dieses Ergebnis in einer Partie,
in der die Symmetrie nur um Nuancen gestört wurde, nicht
lange auf sich warten. Damit bleibt es dabei, dass kein
Großmeister gegen Marmstorf gewinnt. Die deutsche Wikipedia-Seite
von GM Wedberg ist übrigens im Wesentlichen von Holger geschrieben.
Jens hatte leider ein paar mögliche Befreiungszüge ausgelassen
und war mit seinen Figuren zu lang im eigenen Haus geblieben,
schließlich konnte er sie nur noch unter Aufgabe entscheidenden
Materials entwickeln. Seine Niederlage wurde aber von Jan
Hendrik wieder wettgemacht:

Jan Hendrik Müller - Christoph Schroeder
Mit 24.
Sg5 nutzte Jan Hendrik aus, dass der Springer wegen Dh3
mit undeckbarem Matt nicht geschlagen werden kann. Am besten
wäre nun wohl Tfe8 gewesen, verständlicherweise wollte der
Schwarze aber offenbar den Springer nicht ungestört nach
f7 lassen, wonach Mattideen wie z.B. La1, Db2, Sh6:+ in
der Luft liegen. In der Partie folgte 24...Tde8 wonach
25. Sh7 eine Qualität einsammelte (1:0 nach 37 Zügen).
Christoph hatte sich in einer Benoni-Struktur aktives
Spiel erarbeitet und dieses in einen Mehrbauern umgesetzt,
den er aber im Turmendspiel nicht verwerten konnte. Dass
es durchaus Gewinnideen gab, zeigte erst Jonathan in der
Analyse. Auch Holger Fabig konnte seine Mehrqualität nicht
in einen Sieg umwandeln. In einer Stellung, wo beide Könige
auf Matt standen, war es der Gegner, der zuerst mahlte und
sich den Punkt sicherte. Auch diese Niederlage konnten wir
aber sofort ausgleichen, denn Rainer hatte sehr konsequent
in ein Endspiel mit gutem gegen schlechten Läufer und aktiverem
König abgetauscht, das er sicher gewinnen konnte.
Beim Stand von 3,5:3,5 sollte also meine Partie darüber
entscheiden, ob wir zum ersten Mal einen Oberligawettkampf
mit einem oder sogar zwei Mannschaftspunkten beenden würden.
Den Spatz in der Hand in Gestalt eines Mannschaftspunktes
hätte ich in folgender Stellung schnappen können:

Wesal Moshtael - Jeronimo Hawellek
Mein Gegner hat
gerade die Hälfte seiner nach dem 40. Zug gewonnen Zusatzbedenkzeit
investiert, um auf 41. Df1 zu verfallen, was mit Dh3 droht,
den schwarzen König zu belästigen. Nachdem ich realisiert
hatte, dass das zunächst geplante 41... Kg8 (Idee 42. Dh3
Th7, weil alle Endspiele gut für Schwarz sein müssen) wegen
42. Th6 nicht gut ist, dachte ich über 41... De8 nach, was
wohl die Folge 42. Dh3 Txe3 43. Dh7+ Kf6 44. Dh4+ mit Dauerschach
erzwungen hätte. Ich schätzte meine Stellung aber (zu Recht)
als besser ein und kam auf den richtigen Gedanken mit 41...
Sd4 die weißen Angriffsbemühungen weitgehend zu ignorieren.
Dabei galt es vor allem zu erkenen, dass ich nach 42. Dh3
Da7 43. Dh7+ Ke8 44. Dxg6+ Kd7 zwar einen Bauer mit Schach
gebe, anschließend aber die sicherere Stellung des schwarzen
Königs den Ausschlag geben wird. Wesal fand die korrekte
Verteidigung 42. g4 Da7 43. Db1 und wir gelangten etwas
später in folgende Stellung:

Alle Umstehenden warteten darauf, dass ich (mit noch etwa
fünf Minuten auf der Uhr) mit 53... Dxe3+ nebst Sf5+ den
Sieg einfahre, aber ich schonte die Nerven meiner Mitspieler
nicht. Nach 53... Df3+ 54. Dxf3 Sxf3 55. f7 Ke7 vermied
mein Gegner zutreffend 56.Sf5+, weil er nach Kf8 den b-Bauern
nicht mehr hätte stoppen können, aber nach 56. Sc4 wurde
es noch richtig eng. Zwischenzeitlich entglitt mir das Endspiel
sogar zeitweise ins Remis, während Wesal zumindest einmal
seine Restbedenkzeit auf eine Sekunde ablaufen ließ.
Schließlich fand ich in dieser Stellung in der Weiß
Sxb3 droht,

die jeweils einzigen zum Gewinn führenden Züge 68... Sd2
69. Kc3 Se4+ 70. Kb2 Sc5 71. Kc3 Sa4+ und nun muss sich
der weiße König von den schwarzen Bauern trennen. Nach 72.
Kd2 Sc5 73. Kc1 Kb4 74. Sc6+ Ka3 (0:1) war endlich der erste
Marmstorfer Oberligasieg gesichert.
Laut Ligaorakel
ist damit unsere Abstiegswahrscheinlichkeit auf etwa 90
% gesunken. Das liegt aber daran, dass das Orakel nicht
berücksichtigt, dass Schwerin 3 aufstiegsberechtigt ist,
wenn Schwerin 2 auf einem Abstiegsplatz bleibt. Mit dieser
Modifizierung müsste die Abstiegswahrscheinlichkeit noch
deutlich höher eingestuft werden. Wir sollten aber nicht
vergessen, dass wir im letzten Jahr alle Prognosen des Orakels
am Abschlusswochenende widerlegen konnten, mal sehen, ob
uns das auch diesmal wieder gelingt.
Jeronimo (19.02.16)
|
Ergebnis:
|
SK Johanneum
Eppendorf |
3½-4½ |
SK Marmstorf |
1 |
1 |
Wedberg,Tom |
2471 |
½:½ |
Hebbinghaus,Holger |
2226 |
1 |
2 |
3 |
Moshtael,Wesal |
2213 |
0:1 |
Hawellek,Jeronimo,Dr. |
2342 |
2 |
3 |
4 |
Schroeder,Christoph |
2204 |
0:1 |
Müller,Jan Hendrik |
2132 |
3 |
4 |
5 |
Zart,Rüdiger |
2173 |
½:½ |
Rammé,Christoph |
2131 |
5 |
5 |
6 |
Behrhorst,Frank |
2240 |
½:½ |
Hohlbein,Michael |
2110 |
6 |
6 |
7 |
Schüler,Hendrik |
2130 |
1:0 |
Diekmann,Jens |
2053 |
7 |
7 |
13 |
Zobel,Andre |
2015 |
0:1 |
Schmidt-Brauns,Rainer |
2012 |
8 |
8 |
15 |
Seidel,Mika |
1951 |
1:0 |
Fabig,Holger |
ohne |
11 |
|