Machbar war das
Die Aufstellung des HSK 17 war schon Ansage genug, um zu
erahnen, dass diese Mannschaft nach Marmstorf gekommen war,
um den Aufstieg in die Bezirksliga anzugehen. Erstmals in dieser
Saison trat der HSK mit seinen ersten fünf Brettern an. Zudem
wurde an Brett 7 eine starke Ergänzungsspielern (DWZ um die
1600) eingesetzt. Einzig an den Brettern 6 und 8 konnte man
hoffen, dass der HSK hier schlechter als wir besetzt war.
Wir hingegen konnten das zweite Mal in dieser Saison einen
Spieler vor mit einsetzen. Mit Andres hoffte ich einen adäquaten
Gegner für Andi Albers gefunden zu haben, so dass die weitere
Besetzung an den Brettern ebenfalls bessere Chancen haben könnte.
Der Plan war daher grundsätzlich: Oben halten und unten punkten.
Derartige Pläne haben meist nur immer einen kleinen Makel: Der
Gegner hält sich nicht daran.
Andreas Albers (1932-133) – Andres Peschke (1878-12)
GER - chT HH Kreisliga A Hamburg (9.1), 17.06.2016
In dieser (ggf. für Weiß schon leicht vorteilhafteren Stellung)
meinte Andres 21. … Sxc2 spielen zu müssen. Die Idee,
die dahinter steckt, ist die Fesselung des Sc3 und der Blick
des Lg7 nach c3. Es funktionierte nur leider nicht: 22. Dxc2
b4 23. Db3 Da5 24.fxg5 und Schwarz verlor im 34.
Zug.
Das kann mal passieren, dass man sich „veropfert“. Nicht
ganz nachvollziehbar war an diesem Abend jedoch, weshalb ich
meine Partie verlor und warum Markus nicht den vollen Punkt
mitnahm. Diese beiden Partien hatten große Chancen für uns parat
und – wäre Schach kein Glücksspiel – hätten zwei HSK-Spieler
an diesem Abend mehr mit leeren Händen nach Hause gehen müssen.
Kommen wir zunächst zu meiner Partie, um die Brettreihenfolge
einzuhalten. Mit den weißen Steinen spielend erhoffte ich mir
einen Sieg. Diesen wollte ich jedoch nicht mit der Brechstange
erwirken, sondern hoffte auch meine Chancen. Vom 16. zum 17.
Zug investierte ich eine halbe Stunde Zeit. Da ich die Eröffnung
(für meine Verhältnisse) schnell spielte, war auch die Zeitaufteilung
grundsätzlich kein Problem. Im 29. Zug erhielt ich dann eine
Einladung, die ich jedoch nicht annahm, weil ich „Gespenster
sah“.
Stephan Barz (1638-63) – Boriss Garbers (1683-62)
GER - chT HH Kreisliga A Hamburg (9.2), 17.06.2016

Schwarz hatte soeben 29. … Le3(?) gezogen. Ich sah nur 30.
Txf2 geht nicht wegen Dxf2. Das ich gar nicht schlagen und mich
gegen die Drohung Lxf2 nicht kümmern muss, weil das Schwarz
zu viel Zeit kostet, war mir mit etwa 6 Minuten auf der Uhr
nicht klar.
Dabei hätte an dieser Stelle 30. De4 (!) den Partiegewinn
bedeutet. Es war eigentlich denkbar einfach und bis zur Zeitkontrolle
wäre alles von selbst gegangen:
30. … Lxf2 (oder gleich g6) 31. g4 g6 32.gxf5 gxf5 33. Df3
Lc5 34. Dh5 Kg7 35. Tg2 Kf8 oder Kf6 nebst 36. Dxh6 und die
restlichen vier Züge finde ich bis zur Zeitkontrolle auch noch.
Ach so: ich spielte übrigens 30. f3 und hatte nach
Lg1 31. De4 Lxh2 32. Sd4 g6 noch eine Chance zumindest
in das Remis zu kommen.

Die Entscheidung für den naheliegenden Zug 33. g4
hätte wohl so mancher getroffen. Nach 33. … Te5 behauptet
aber Schwarz seinen Mehrbauern und gewann im 66. Zug.
Richtig war aber an dieser Stelle 33. Dh4 (!) wonach
Schwarz den Läufer nicht ziehen kann, weil damit die Mattdrohung
auf g1 nicht mehr besteht und der Sd4 den Turm auf f5 schlagen
kann. Also geht wohl nur noch 33. … Th5. Nach 34. De7
sollte Schwarz den König nicht nach g7 ziehen, denn dann ist
nach Sxe6 Holland nicht nur nicht bei der EM, sondern in großer
Not. Nach Kg8 bleibt die Partie weiter spannend.
Uwe hatte irgendwann keine Zeit mehr und verlor deswegen.
Für die kommende Saison wünsche ich mir, dass Uwe sein Zeitmanagement
erheblich verbessert, um dann auch den 40. Zug erreichen zu
können. Uwe hatte in der Partie gegen den HSK allerdings auch
mit Schwarz spielend einen recht guten Gegner.
Markus war auf der Siegerstraße und hatte - so seine Aufzeichnungen
– nur noch fünf Minuten für die letzten zehn Züge. Auch Markus
neigte in dieser Saison zu einem unbefriedigendem Zeitmanagement
und kam oft in Zeitnot.
Im 21. Zug kam Markus bereits in Vorteil, weil sein Gegner
nicht erkannte, dass der Bauer auf f5 hing. Diesen verspeiste
Markus und kam wenig später in folgende Stellung:
Markus Eschweiler (1649-54) – Marvin Machalitza (1624-22)
GER - chT HH Kreisliga A Hamburg (9.4), 17.06.2016
Schwarz hatte soeben auf das Springerschach auf h6 mit 25.
… Kh8 reagiert. Mit Kg7 wäre es zwar auch schwierig geworden,
aber in jedem Fall ist hier 26. Tf7 die ultimative Antwort
und auch gar nicht so schwer zu finden, oder? Okay, man muss
dazu immer wissen, dass Dd4 als nächstes kommt.
Nachdem Markus dann eine Qualität gewann, verschenkte er
seinen Vorteil im 40. Zug:

Hier zog Markus vor der Zeitkontrolle (sicherlich arg unter
Druck) 40. Td4 und nach 40. … Dxd441. Dxd4 Sxd4 42.
Le5 einigte man sich auf Remis.
Kolja schaffte es in einer ähnlich langen Partie wie bei
mir seinen Gegner, der bis dato 6,5 aus 7 hatte, zu besiegen.
Wo das genau geschah, kann ich leider nicht zum Besten geben.
Am Ende der Partie hatte Kolja zwei Bauern mehr in einem Endspiel
mit K+S.
Es muss etwa diese Stellung gewesen sein,
Tom Wolfram (1770-34) – Kolja Redlich (1547-14)
GER - chT HH Kreisliga A Hamburg (9.4), 17.06.2016

als Weiß Kxa6 spielte und Kolja ein Jubelschrei rausrutschte,
für den er sich sogleich entschuldigte und dann Sc5+
auf's Brett brachte.
Gerhard hatte aus meiner zwischenzeitlichen Sicht einige
Probleme und ich war überrascht zu hören, das die Partie Remis
ausgegangen war. Hier hat der HSK ggf. einen halben Punkt liegen
lassen.
Bodo hatte eine wirklich gute Ersatzspielerin erwischt und
das war sicherlich keine dankbare Aufgabe. Er hielt sich lange
Zeit gut, musste dann aber später einsehen, dass seine Gegnerin
ihren DWZ-Vorteil auch auf dem Brett behauptete.
Manfred spielte eine fantastische Saison und rundete diese
mit einem weiteren Sieg ab. 8 aus 9 in der Dritten und 10 aus
12 in dieser gesamten Saison finden sogar Beachtung beim Hamburger
Schachverband. Dort rangiert Manfred in der TOP 20 Liste ganz
oben auf Platz 1 in der Rubrik „Die ersten 20 incl. Ersatzeinsätze“
und auch in der Rubrik „Die ersten 20 (von 1969)“ findet seine
Leistung mit Platz 4 eine gebührende Würdigung.
Tja, der Kampf war knapp und die Tagesform hat entschieden.
Gegen HSK 16 hatten wir keine Chance, gegen HSK 17 sah das anders
aus. Gewinnen Markus und ich, dann wäre der Plan aufgegangen.
So aber bleibt eine Niederlage, die schon ein wenig schmerzt,
denn wir waren schon so nah am Aufstieg dran und am letzten
Spieltag stimmte die Performance nicht mehr. Insbesondere an
den ersten vier Brettern ist eine Ausbeute von einem halben
Pünktchen nicht des Sieges wert. Das haben die Bretter 5 bis
8 wesentlich besser gemacht und lagen mit 2,5 aus 4 eher auf
Kurs Mannschaftssieg.
Unter dem Strich müssen und wollen wir anerkennen, dass beide
jugendlichen Mannschaften des HSK einfach besser waren und den
Aufstieg verdient erspielt haben. Glückwunsch aus Marmstorf!
Mit der Saison dürfen wir zufrieden sein. Zwei Niederlagen
bei sieben stets ungefährdeten Siegen und nur einem kampflos
abgegeben Punkt sind Gründe dafür. Die Moral der Truppe war
so gut, dass es eigentlich zu keinem Kampf ein Problem war acht
Spieler ans Brett zu bekommen, auch wenn es zwischenzeitlich
immer wieder mal so aus sah. Am Ende hatte ich immer acht Spielwillige
am Brett und dass obwohl vier gemeldete Stammspieler nur zwei
von 36 möglichen Einsätzen bestritten haben.
Stephan Barz (18.06.2016)
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