Ein schmeichelhafter Sieg
Was auf dem Papier nach einer eher
klaren Angelegenheit für uns aussah, entpuppte sich in
der Alten Forst als zähfließende Abendunterhaltung.
Stellenweise mit recht unspektakulären Passagen und dann
wieder mit „Überraschungs-Effekten“.
Es begann damit, dass ich mich
verspätete. Nicht weil ich das Spiellokal nicht fand,
obgleich ich ewig nicht bei Diagonale gewesen bin,
sondern weil ich eine 3/4-Stunde beim Zahnarzt
verweilte. Die Sanierung einer meiner Backenzähne, an
dem tags zuvor etwas abgebrochen war, erforderte
Röntgen, eine Lokalanästhesie und eine etwas längere als
geplante Behandlung. Mit tauber linker Wange setzte ich
mich dann leicht verspätet ans Brett. Schach spielen
ging so, nur Trinken ging nicht so.
Für meinen Geschmack sehr früh
schloss Bodo Frieden mit seiner Gegnerin. Bodo hatte
zwar keine taube Wange, aber er muss andere Beweggründe
gehabt haben. Vielleicht die beiden Nullen aus Runde 1
und 2, die ihn dieses Mal zur Sicherheit animierten? Ich
hätte – bei DWZ-Unterschied von fast 400 Punkten – Bodo
gerne länger am Brett gesehen.
Auch Kolja hatte heute Abend
offenbar noch etwas vor, denn auch hier fand das
friedfertige Ende einen frühen Zeitpunkt. War es hier
die Gesundheit oder wurde Kolja von seinem Gegenüber
nicht gefordert? Fakt ist und bleibt die Punkteteilung.
Der dritte Friedensvertrag wurde
dann am 8. Brett zwischen Gerd Wasmuth und Rolf
geschlossen. Gerd hatte einen (Doppel-)Bauern mehr, aber
was soll man da als Beobachter sagen, wenn die beiden
sich einig sind, dass es Remis ist? Also: Alles okay!
Langsam fragte ich mich, wo denn
die ganzen Punkte kommen sollten? Ah, bei Markus war ein
Mehrbauer zu sehen und auch Lutz hatte eine Qualität
mehr. Also beruhigt zurücklehnen und meine eigene
Stellung vielleicht auch mal zum Gewinn bringen?
Ich sah noch auf Markus Brett, als
er Tg1 zog und wand mich zügig ab, damit man mir nicht
mein Schrecken ansehen konnte. Als ich mich vorsichtig
mal wieder näherte, reichte Markus zwei Züge später
(nach Turmzug und dem konsequenten Turmopfer auf h3)
seinem Gegner die Hand: Das Matt war nicht mehr zu
decken. Das war bitter für Markus und auch für den
Spielstand aus unserer Sicht. Statt einer Führung, nun
der Rückstand.
Ich stand anfangs gut, versemmelte
dann aber zwei Züge, um meine bessere Eröffnung mit +2
oder irgend so etwas weiter zu spielen. Stattdessen fand
ich drittbeste Züge und fand mich in einer
ausgeglichenen Stellung wieder, in der ich für einen
möglichen Gewinn nichts Ernsthaftes zum Ausprobieren
hatte. Und dann bietet man mir auch noch Remis an. Da
denkt man sich als Mannschaftsführer immer: „Guckt
einer? Eigentlich musst Du jetzt weiterspielen, Du bist
ja als MF das Vorbild und würdest anderen auch sagen,
dass sie weiter spielen sollen.“ Ich mache es kurz: Ich
hatte als Entschuldigung meine taube Wange.
Uwe stand unbequem und bot Remis,
wurde aber nicht erhört. Bei korrekter Spielweise hätte
Uwe wohl auch eher verloren. Rainer Jonasson überzog
dann aber sein Spiel, suchte seine Siegchance in seinen
verbundenen Freibauern und ließ dafür andere Bauern
durch Uwe wegschnappen. Am Ende standen plötzlich vier
verbundene Freibauern von Uwe zwei von Rainer gegenüber.
Trotz knapper Zeit fuhr Uwe damit einen ganzen Punkt
ein.
Es stand also wieder Unentschieden
und Gerhard und Lutz spielten noch. Bei Gerhard
zeichnete sich nun ab, dass es wohl doch Remis werden
würde. Nachdem Gerhard zunächst das ihm angebotene Remis
abgelehnt hatte, bot er später selbst an.
Lutz hielt die Marmstorfer Farben
hoch. Mit Geduld knetete er die Stellung und wartete auf
einen Fehler. Dieser kam dann nach ca. 4 Stunden 50
Minuten und bescherte uns zwei Mannschaftspunkte.
Das war knapper als gedacht und
verdient sieht sicherlich anders aus – aber egal: 2
Mannschaftspunkte sind uns nicht mehr zu nehmen. Und ich
danke heute Abend insbesondere den beiden Gewinnern,
denn diese beiden Punkte waren heute Abend wirklich
wichtig und vor allem hart erkämpft.
Stephan Barz, 07.02.2020
Ergebnis:
|
Diagonale
III |
3½-4½ |
SK
Marmstorf III |
1 |
21 |
Vogler,Rainer |
1696 - 57 |
½:½ |
Barz, Stephan |
1715 - 70 |
23 |
2 |
23 |
Menges,Detlef |
1623 - 56 |
0:1
|
Meyer,Lutz |
1687 - 69 |
24 |
3 |
24 |
Hemminghaus,Joachim |
1504 - 33 |
½:½ |
Redlich, Kolja |
1639 - 23 |
25 |
4 |
25 |
Jonasson,Rainer |
1500 -102 |
0:1
|
Grove, Uwe |
1604 - 68 |
26 |
5 |
26 |
Schulz,Juergen |
1442 - 78 |
1:0
|
Eschweiler, Markus |
1562 - 76 |
27 |
6 |
28 |
Koester,Andreas |
1370 - 76 |
½:½ |
Dahle,Gerhard |
1531 - 90 |
28 |
7 |
30 |
Wegerhoff,Johanna |
1052 - 6 |
½:½ |
Müller, Bodo |
1415 - 57 |
29 |
8 |
32 |
Wasmuth,Gerd |
1444 - 84 |
½:½ |
Klawitter,Rolf |
1386 - 35 |
32 |
|