Eine etwas andere Situation
fanden wir in der zweiten Runde der Hamburger
Herbstmeisterschaft 2020 vor. Zunächst einmal mussten
wir überlegen, wie wir die Tische stellen, dann auch
noch wie die Uhren zu stellen sind und irgendwie war am
Anfang noch keine richtige Turnieratmosphäre da, weil es
einfach zu viel Neues gab.
Das mit den Tischen
hatten wir recht schnell geklärt. Die sehr
gewöhnungsbedürftige Bedenkzeit von 60 Minuten für die
ganze Partie zzgl. 30 Sekunden je getätigten Zug machten
uns da schon mehr Sorgen. Weniger in den Partien, denn
ich hatte den Eindruck, dass alle mit diesem knapperen
Zeitkontingent gut zurechtkamen. Nein, wo findet man auf
der elektronischen Schachuhr den richtigen Modus, war da
eher die Frage. Nun auch dort fanden wir dann irgendwann
die Einstellung 18 (Fischer-Modus manuell) und den
Trick, dass man die zweite von drei Abfragen auf 0:00
stellt und erst in der dritten Abfrage die 0:30 je Zug
einstellt.
Unsere Aufstellung ergab ein
DWZ-Nachteil von ca. 100 Punkten gegenüber den Gästen
aus Fischbek. Am ersten und zweiten Brett war es fast
genau diese Differenz und am vierten Brett sogar noch
größer. Nur Uwe am dritten Brett hatte zumindest nach
DWZ ausgeglichene Karten.
Nachdem ich in einer
langen Ansprache auf alle möglichen Dinge, die es zu
beachten galt, hingewiesen hatte, danach dann alle
Adressen abgefordert und verstaut hatte, konnte es dann
irgendwann auch mal für mich mit dem Spiel losgehen.
Meine Partie befand sich parallel bereits im 6. Zug. Im
7. Zug wählte ich dann eine schärfere Variante und
entdeckte den Spaß am Schach so ein wenig wieder. Leider
setzte ich dann im 11. Zug zu forsch fort und hatte
fortan einen Bauern weniger ohne ausreichende
Kompensation (man könnte auch schreiben ohne irgendeine
Kompensation, aber es machte mir ja noch Spaß). Ich
spielte dennoch munter weiter nach vorne, jedoch griff
ich spätestens im 30. Zug dann endgültig daneben.
Anstelle aktiv mit dem König noch weiter (nach c6) zu
gehen, wollte ich viel zu frühzeitig den anderen König
absperren. Dann ging es schnell und ich hielt im 35. Zug
die Uhr an und nickte Covid-19-konform meinem Gegenüber
Dirk freundlich zu.
Klaus-Jürgen stellte es da
deutlich besser an. Nach späterer Auskunft lief Denis
genau in seine Vorbereitung. Klaus-Jürgen wird
sicherlich im nächsten Webinar sehr ausführlich darüber
berichten. Jedenfalls erhielt Klaus-Jürgen zwei
Mehrbauern und das reichte Denis als überzeugende
Argumentation, um die Partie trotz der etwas besseren
Zeit aufzugeben. Aber was ist auch schon die bessere
Zeit, wenn man in jedem Zug noch 30 Sekunden
wiedergeschenkt bekommt?
Michael stand aus meiner
Sicht lange Zeit ohne Sorgen. Ich hatte zwischendrin den
Eindruck, dass er sogar ein bisschen besser stand.
Möglicherweise war da aber nur der Wunsch der Vater des
Gedankens. Im späten Mittelspiel verlor Michael
jedenfalls einen Bauern und mit zunehmenden Zeitdruck
verbesserte sich sein Spiel nicht. Gegen Ende hin
passierte dann das fast schon Unvermeidbare: Ein
weiterer Bauer fiel und mit dem Schachgebot des Turms
war es auch um Michaels Turm auf der gleichen Reihe
hinter seinem König ersatzlos geschehen.
Uwe
legte los wie die Feuerwehr. Optisch zwei Bauern mehr,
davon einer konkret krass mehr. Auch eine Qualität
konnte Uwe irgendwann seinen Vorteil nennen und der Sieg
war Uwe zu wünschen. Allerdings stellte der Fischbeker
noch unangenehme Fragen auf dem Brett und auch verbal:
„Remis?“. Uwe wusste um den Spielstand und lehnte
zunächst selbstmurmelnd ab. Sein Spiel erfuhr jedoch
keine Verbesserung – im Gegenteil, das Material wurde
durch Bauernverluste nahezu egalisiert. Mit der dann
knappen Zeit nahm Uwe das ihm nochmals angebotene Remis
mit meiner Zustimmung an.
Nach dem Kampf merkten
wir, welche Verantwortung auf jeden Einzelnen deutlich
mehr lastet, wenn nur vier Bretter besetzt sind. Und uns
wurde auch bewusst, dass wir ja Marmstorf 1 waren. Wann
haben wir vier jemals in Marmstorf in der ersten
Mannschaft an den Brettern 1 – 4 gespielt? Und wann hat
man das Material schon mal nach Benutzung desinfiziert?
Ich erinnere mich daran, dass ich mal ein Schachbrett in
den 90er-Jahren von klebriger Cola zu befreien hatte,
aber eine Desinfektion von Schachmaterial war auch für
mich neu.
Es war zudem auch spürbar, dass es
eigentlich um nichts geht, denn die Herbstmeisterschaft
wird in den Ligen über uns ausgetragen. Wir können
allerhöchstens einen guten Eindruck hinterlassen und a
werden wir dann im nächsten Kampf effizienter dran zu
arbeiten haben.
Fazit: Es macht Spaß wieder am
Brett zu sitzen, aber der Aufwand ist deutlich größer
und vieles ist und bleibt in diesen Zeiten ungewohnt.
Stephan Barz (22.09.2020)
|
Jagdszenen:
Schermer, Denis (2022) - Herlan, Klaus-Jürgen (1906) GER - chT HH Herbstrunde 3b Hamburg (2.1), 22.09.2020
Bis hierhin folgte Weiß meiner Vorbereitung.
14.g4N war kein guter Zug. Hier hätte ich schon den
Gewinnzug übersehen.
14...Sxg4! 15.Lf1 (15.Sxg4? Lxc4 gewinnt die Dame - ein bekanntes Motiv
16.Dxc4 dxc4–+) 15...Sxe5 16.dxe5 d4 -+
(KJ/23.09.)
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Ergebnis:
|
SK
Marmstorf |
1½-2½ |
TV
Fischbek |
1 |
2 |
Herlan, Klaus-Jürgen |
1906 - 95 |
1:0
|
Schermer, Denis |
2022 - 176 |
1 |
2 |
3 |
Barz, Stephan |
1686 - 71 |
0:1
|
Thomzik, Dirk |
1790 - 82 |
2 |
3 |
4 |
Grove, Uwe |
1666 - 69 |
½:½ |
Wanke, Andreas |
1683 - 92 |
4 |
4 |
6 |
Peschke, Michael Dr. |
1468 - 25 |
0:1
|
Zimmer, Stefan |
1633- 24 |
5 |
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