Abschlusswochenende Teil II
Am Sonntag trafen wir auf die andere HSK-Mannschaft.
Diesmal war Christoph dabei, dafür fehlten Jan Hendrik
und Matthias. Holger F., KJ und Björn sprangen dafür
ein. Da HSK IV am Vortag die Klasse gehalten hatte, ging
es für beide Mannschaften um nichts mehr. Angesichts der
zu erwartenden Niederlage von Weiße Dame gegen den
Tabellenführer und feststehenden Aufsteiger Fischbek,
errechnete ich, dass wir mit einem 2,5:5,5 nach Berliner
Wertung gegenüber HSK IV unseren vierten Tabellenplatz
halten würden. Der Auftakt des Wettkampfs ließ aber
erhoffen, dass wir auf solche Rechenspiele nicht
angewiesen sein würden. Kubi, der wie schon am Vortag
auf ein Mitglied eines spielstarken Zwillingspaars traf
(hätten wir noch eine HSK-Mannschaft in der Liga, wären
die vermutlich mit einem der Bracker-Brüder an Brett
eins angetreten), gab seine Partie früh remis, während
ich gegen den anderen Grötzbach-Zwilling einen schnellen
Sieg erreichte (s.u.). Außerdem hatte Jens mit einem
wunderschönen Bauernopfer auf einem fünffach gedeckten
Feld den gegnerischen König freigelegt, Friedrich stand
mit einem Mehrbauern sehr bequem, Christoph hatte sich
in der vorangegangenen Nacht ausgiebig mit
Italienisch-Kenntnissen versehen (nicht um im Due Amici,
was an diesem Wochenende das Lokal unser Wahl war, bei
der Bestellung zu imponieren, sondern um Olli
Frackowiaks erwarteter Eröffnung etwas entgegensetzen zu
können) und KJs Gegner hatte in seinem Standardaufbau
einen Turm nach h3 überführt (das hatte der gegenerische
Mannschaftsführer schon vor der Partie prognostiziert,
sogar die Zugzahl sah er fast richtig voraus), der dort
zunächst etwas unmotiviert stand, was KJ auch taktisch
ausnutzte.
Christoph und Friedrich erreichten mit Schwarz
sichere Remisen, womit schon einmal die 2,5 Punkte
gesichert waren, die uns vor unseren Gegnern halten
sollten. Danach lief jedoch nichts mehr zusammen. Jens
hatte mit einem gedeckten Freibauern auf g7 seinen
Gegner schon längere Zeit in den Seilen. Ich war mir
sicher, dass der Computer bereits eine Bewertung mit
"Matt in x" anzeigen würde und tatsächlich findet
Stockfish, wenn man ihn ausreichend lang rechnen lässt,
im 34. Zug ein Matt in 17. Vier Züge später war die
Partie aber gegen Jens entschieden, denn sein Gegner
hatte mit einem unschuldigen Läuferzug einen Bauern
gefesselt und damit ermöglicht, dass er mit seiner Dame
Jens Angriffsspringer ersatzlos entfernen durfte. KJ
hatte in taktisch komplexer Stellung etwas den Überblick
verloren und war in einem schlechten Endspiel mit zwei
Leichtfiguren gegen Turm und zwei Bauern gelandet, das
er wenig später verlor, und Björn wurde im Endspiel von
seinem für das achte Brett eigentlich zu starken Gegner
überspielt. Damit war der Wettkampf bereits gegen uns
entschieden. Holger kämpfte noch stundenlang in einem
Turmendspiel, in dem er zwar zeitweise Gewinnchancen
besaß, das aber so komplex war, dass weder die Spieler
noch die zahlreichen Kiebitze es vollständig
durchschauten. Nach einer Transformation in ein Bauern-
und dann in ein Damenendspiel ließ Holger ein
Dauerschach aus und verlor die Partie noch, so dass der
Wettkampf 2,5:5,5 endete. Da Fischbek seinen letzten
Wettkampf gegen Weiße Dame verlor, fielen wir damit doch
noch auf Platz 5 zurück, blieben aber, wie von mir
prognostiziert, nach Berliner Wertung vor HSK IV. In
Mecklenburg-Vorpommmern entschied sich schließlich, dass
es nur zwei Absteiger aus der Oberliga gab, wobei es
letztlich ohnehin keine Hamburger Mannschaft auf Platz 8
erwischt hätte. Das hat zur Folge, dass auch in der
Landesliga nur zwei Mannschaften absteigen. Neben
Diagonale erwischte es am letzten Spieltag Diogenes II,
da Großhansdorf mit einem deutlichen Sieg gegen
Diagonale an ihnen vorbeiziehen konnte.
Auch von der Schlussrunde ein paar schachliche
Eindrücke:
Jeronimo Hawellek (2278) - Daniel Grötzbach (2049)
Wenn es Weiß gelingt, die Diagonale des Lb2 zu
öffnen, kann Schwarz hier schnell in Schwierigkeiten
gelangen und dazu dient der nächste Zug: 13.Sxd7 Txd7?
(13...Sxd7 hilft auch nicht, denn nach 14.dxc5 Lxc5
folgt das doppelte Läuferopfer 15. Lxh7+ Kxh7 16.Dh5+
Kg8 17. Lxg7, der Rechner findet aber 13... Dxd7 und
nach 14.dxc5 Le7 geht 15.cxb6 nicht, weil Schwarz mit
dxc4 eine Figur in der d-Linie gewinnen könnte.) 14.dxc5
dxc4 (nach 14...Lxc5 gewinnt 15.Lxf6 gxf6 16.Lxh7+ Kxh7
17.Dh5+ nebst Dg4+ und Tf1-f3-h3) 15.Lxf6 gxf6 (nach
cxd3 folgt erst Dg4 und dann cxd6 und Weiß behält eine
Figur mehr) 16.cxd6 Dxd6 (Schwarz kann natürlich nicht
cxd3 spielen, weil er nach Dg4+ die Dame verlöre.)
Auf den ersten Blick könnte man meinen, dass Schwarz
nun Material zurückgewinnt, aber nach 17.Le4! ist das
nicht der Fall. Egal wie Schwarz schlägt, bleibt Weiß
mit einer Figur mehr übrig (1:0).
Jens Diekmann (2044) - Hans-Jörg Jantzen (2133)
Mit 23.g5!! findet Weiß ein schönes und starkes
Mittel die Blockade des Königsflügels zu sprengen und
das Springerfeld f5 freizulegen. Nach 23...fxg5 24.hxg5
ist der h-Bauer gefesselt, es kann aber auch keiner der
beiden Springer gut nehmen: 24...Sfxg5 war die
Partiefortsetzung (Ich dachte in der Partie, dass der
h-Springer nehmen sollte, um h6 gedeckt zu halten, wenn
der g-Bauer auf f6 schlägt und um die Fesselung in der
h-Linie aufzuheben. Das ist aber nach z.B. 24...Shxg5
25.f6 gxf6 26.Lxg5 fxg5 27.Lh5 Le8 28.Sf5 De6 29.Lxf7
Lxf7 30.Txh6 ebenfalls verloren.) 25.f6! Dd7 (nach
25...gxf6 folgt 26.Lxg5 Sxg5 27.Sf5 oder 26...hxg5
27.Lg4 Ld7 28.Sf5 und Weiß gewinnt jeweils, da die
schwarzen Türme für die Verteidigung nutzlos sind)
26.fxg7+ Kg8 27.Sf5 und Weiß stand auf Gewinn.
Holger Fabig (1957) - Jamshid Atri (1969)
Mehrfach hatte Weiß die Gelegenheit mit dem
Bauernopfer e6 den Weg für den König freizuräumen. Hier
konnte Holger zum letzten Mal mit 50.e6! (auch erst
50.Ke4 Td8 51.e6 mit der gleichen Idee ist möglich)
gewinnen, denn nach fxe6 51. Ke4 kann Schwarz nicht
verhindern, dass die Kombination aus König und f-Bauern
Weiß den Sieg sichert, z.B. 51...Kb1 52.Ke5 Te8 53.f7.
Trotz der etwas enttäuschenden Abschlussniederlage
bin ich mit dem Abschneiden der Mannschaft insgesamt
sehr zufrieden. In der Anfangsphase der Saison konnten
wir (bedingt auch durch kurzfristige krankheitsbedingte
Ausfälle) mehrfach nicht vollständig antreten. Der Plan,
mit sieben Stammspielern und einem flexibel eingesetzten
achten Mann anzutreten, ging nicht auf; die wenigen
Spieler, die am Sonntag regelmäßig spielen können,
drohten schon bald sich festzuspielen. Spätestens nach
der Niederlage gegen SKJE II in Runde 4 sah ich uns
zudem in hoher Abstiegsgefahr. Bemerkenswert war dann
unser Zwischenspurt mit Siegen gegen Weiße Dame, den
späteren Hamburger Meister St. Pauli III und
Großhansdorf, der uns rechtzeitig vor den Schlussrunden
in sichere Tabellengefilde führte.
Jan Hendrik (mit 2,5 aus 3 und einem Kampflosen) und
Christoph (4 aus 5 plus ein Kampfloser) haben jeweils
eine hervorragende Saison gespielt. Hoffentlich kommen
beide in der nächsten Saison noch etwas häufiger zum
Einsatz. Mit meinen 6,5 aus 8 bin ich natürlich auch
nicht unglücklich. Kubi hat in seiner ersten Saison mit
4,5 aus 9 das bekannte Ergebnis am ersten Brett geholt,
wobei sich die Anzahl der entschiedenen Partien deutlich
erhöht hat. Die beiden Niederlagen erlebte er gegen die
beiden stärksten Spieler der Liga Matthias Wahls und
Jens Ove Fries Nielsen. Vielen Dank an die große Schar
der Ersatzspieler, die in einem oder mehreren
Wettkämpfen bei uns ausgeholfen haben. Herausragend fand
ich hier die beiden Remispartien von unserem 13-jährigen
Denis. Wenig überraschend gelang ihm mit +82 der höchste
DWZ-Zuwachs, Peter, Stephan, Friedrich, Jan Hendrik,
Christoph und ich haben ebenfalls zweistellige Gewinne
erzielt, wie man beim Hamburger Schachverband nachlesen
kann.
Ergebnis:
|
SK Marmstorf |
2½-5½ |
Hamburger SK IV |
1 |
1 |
Kuberczyk, Christoph
|
2282 |
½:½ |
Grötzbach, Julian |
2245 |
1 |
2 |
2 |
Hawellek, Dr. Jeronimo
|
2278 |
1:0 |
Grötzbach, Daniel |
2049 |
2 |
3 |
4 |
Rammé, Christoph |
2142 |
½:½ |
Frackowiak, Oliver |
2139 |
3 |
4 |
5 |
Diekmann, Jens |
2044 |
0:1 |
Jantzen, Hans-Jörg |
2133 |
4 |
5 |
7 |
König, Friedrich Theodor
|
1941 |
½:½ |
Meier, David Geffrey |
2087 |
5 |
6 |
11 |
Fabig, Holger |
1957 |
0:1 |
Atri, Jamshid |
1969 |
7 |
7 |
12 |
Herlan, Klaus-Jürgen |
2000 |
0:1 |
Vadim, Salenko |
1996 |
8 |
8 |
15 |
Undritz, Björn |
1866 |
0:1 |
Jürgens, Bernhard |
2123 |
9 |
Bildliches:
|