Landesliga 22/23

Hamburger SK V - SK Marmstorf 4:4

Samstag, den 06.05.2023
Spielort:  Alter Teichweg


Abschlusswochenende Teil I

Wahrscheinlich hat der König (gemeint ist diesmal nicht Friedrich) vor Beginn eines Wettkampf der ersten Mannschaft noch nie so im Zentrum der Aufmerksamkeit gestanden wie am 6.5.2023. Allerdings befand sich dieser König in der Westminster Abbey und nicht im Alten Teichweg, wo erstmals seit 2019 ein gemeinsames Abschlusswochenende der Landesliga stattfand, nachdem diese Veranstaltung zuvor coronabedingt mehrfach ausgefallen war. So konnten wir auf der Hinfahrt nach Dulsberg im Radio verfolgen, wie Charles III. allen möglichen Plunder aus der königlichen Mottenkiste anlegen durfte.

Die Ausgangslage für das Abschlusswochende hatte sich eine Woche zuvor für uns weiter entspannt, weil der HSK in der Bundesliga denkbar knapp die Klasse hielt und damit die Anzahl der Landesligaabsteiger auf 2-3 eingegrenzt war. Ein Abstieg stand damit für uns nicht mehr im Raum, während wir theoretisch noch aufsteigen konnten, wenn wir drei Mannschaftspunkte auf Fischbek aufholten.

Unsere Gegner am Sonnabend, die Mannschaft von HSK V, haben zwar zwei Spieler im Kader, die schon beim letzten Krönungszug in London am Leben waren (Wolfgang Schulz sogar schon bei der letzten Krönung eines Königs im Jahr 1936), zum Einsatz kamen gegen uns aber ausschließlich Spieler, die in diesem Jahrtausend geboren wurden. Die gegnerische Mannschaft lag auf Platz 2, obwohl sie mehrfach nicht einmal vollständig angetreten war und hatte vor allem an den hinteren Brettern nahezu durchgepunktet, so dass wir trotz der vergleichsweise geringen Wertungszahlen gewarnt waren. Bei uns fehlte Christoph, der am Vorabend im Stadion verfolgt hatte, wie der HSV seine vermeintlich letzte Gelegenheit auf den direkten Erstligaaufstieg mit einem 2:2 gegen Paderborn ausließ und mir schon einige Wochen vorher mitgeteilt hatte, dass die aus seiner Sicht gebotene Nachbereitung eines solchen Ereignisses einer konzentrierten Schachpartie am Folgetag im Wege stehe. Holger F. und Peter komplettierten dafür die Mannschaft.

Meine eigene Partie ging gut los. Bevor ich meinen zweiten (!) Zug machte, hatte ich als Schwarzer bereits eine Position, die Stockfish als leicht besser für mich einschätzte. Nach 6 Zügen besaß ich einen Bauern mehr, dem mein Gegner einen zweiten hinterherwarf, um dafür Angriffschancen zu erhalten. Auch Peter war mit Schwarz gut in die Partie gekommen und erreichte in schon etwas besser Stellung den ersten halben Punkt für uns. Nachdem ich den Damentausch erzwingen konnte, kam wenig später ein ganzer Punkt bei mir dazu. Kubi spielte gegen den Zwillingsbruder von GM Luis Engel. Seinem Gegner gelang es, die nötige Initiative zu entwickeln, um Kubis Läuferpaar nicht zur Entfaltung kommen zu lassen. Zwar konnte Kubi zwischenzeitlich einen Bauern gewinnen, doch erwies sich dieser Mehrbesitz als nicht von Dauer, womit die Partie in einem glatt remisen Endspiel endete. Holgers Stellung war optisch sehr ansprechend, weil er zielgerichtet und chancenreich den König ins Visier nahm. Im 20. Zug sieht der Rechner entscheidenden Vorteil für Holger, doch erwies sich die Umsetzung unter Figurenopfer als nicht durchschlagend, da sein Gegner sich präzise verteidigte und Holgers Figuren am Damenflügel zu weit vom Geschehen standen, um als Nachschub in Betracht zu kommen. Im 29. Zug stellte Holger zwar eine an sich undeckbare Mattdrohung auf, die der Gegner aber dadurch parieren konnte, dass er selbst zuerst mattsetzte. Friedrich gelangte in ein Endspiel mit schlechtem Läufer gegen einen Springer, das er aber problemlos halten konnte, da die Bauernstruktur ein Eindringen der Könige wechselseitig verhinderte. Zwischenzeitlich hatte er eine - allerdings gut versteckte - Möglichkeit gehabt, ein gewonnenes Endspiel zu erreichen. Jens war es mit Schwarz gut gelungen, seinen Gegner, der zuvor 6,5 aus 7 erreicht hatte, auszubremsen, bis dieser mit einem einfallsreichen Qualitätsopfer zeigte, wieso er bis dahin eine so starke Saison gespielt hatte. Die Partie gelangte damit in ein spannendes Endspiel mit zwei Türmen von Jens gegen die Dame und einen weit vorgerückten Freibauern, in dem Jens die Chance ergriff, sich in einen Dauerschachmechanismus zu retten, dem sein Gegner nur dadurch entkommen konnte, dass er bis auf die blanken Könige alles Material vom Brett nahm.

Damit spielten noch Matze, der nach einer sehr optimistischen langen Rochade (nach 12 Zügen gibt mein Stockfish +4.07 zugunsten des Gegners) sich gut herausgewunden hatte. Nachdem er einen korrekten Einschlag (Sxf2) in die gegnerische Königstellung fand, hatte hatte auch Matze einige Chancen, mit einer vorteilhaften Stellung zu verbleiben, landete aber in einem Endspiel mit Springer gegen Läufer mit verteilten Aussichten. Jan Hendrik spielte mal wieder den verbesserten Killer-Angriff und fand sich mit dem Läuferpaar gegen Läufer und Springer und etwas günstigerer Bauernstruktur in einem aussichtsreichen Endspiel.

Beim Stand von 3:3 und zwei Partien, die noch einige Zeit dauern mochten, fand ich Zeit, einmal die anderen Wettkämpfe zu betrachten. Die Diagonale, die am Abschlusswochenende zweimal nur zu sechst und ohne Dänen antrat, hatte schnell verloren und stand als erster Absteiger fest. Im Duell zweier weiterer Mannschaften im Abstiegskampf setzte sich Weiße Dame knapp mit 4,5:3,5 gegen Diogenes II durch. Auch Großhansdorf gegen HSK IV sah zwei Mannschaften, die noch Abstiegssorgen hatten. Hier siegte HSK IV knapp mit 4,5:3,5, weil es David Geffrey Meier in einem lange verlorenen Endspiel mit Minusqualität gelang, in eine bekannte Festung gegen den vorgerückten h-Bauern zu entkommen. Am interessantesten für uns war natürlich der Wettkampf der Fischbeker gegen den SKJE II, der aber wenig Spannung aufwies. Beim Stand von 4:2 hatte Fischbek noch mindestens ein Endspiel auf dem Brett, das sie nicht mehr verlieren konnten. In dieser Situation fragte mich Jan Hendrik, wie denn unsere Ambitionen seien. Obwohl der Aufstieg praktisch ausgeschlossen war, gab ich ihm vor im Hinblick auf die oben beschriebene Einschätzung der verbliebenen Stellungen vor, dass wir gewinnen wollen. Das hätte ich besser nicht machen sollen, denn Jan Hendrik verstand dies offenbar als Aufforderung, etwas zu riskieren, womit er aber nur die gegnerischen Figuren aktivierte und einen Bauern einbüßte. Matze gab seinen Springer, weil er korrekt berechnet hatte, dass sein Freibauer den Gegner früher oder später dazu zwingen würde, seinen letzten Bauern aufzugeben. Jan Hendrik verlor noch einen zweiten Bauern und musste zudem für den Rest der Partie mit dem Inkrement auskommen, da ihm ansonsten keine Zeit verblieben war. Glücklicherweise übersah sein Gegner, der amtierende Hamburger Blitzmeister einen Abtausch, nach dem Jan Hendrik alle verbliebenen gegnerischen Bauern einsammeln konnte. Ein spannender Wettkampf war damit 4:4 zu Ende gegangen. Jakob Kneip hatte Fischbek in der Zwischenzeit mit einem Remis den Aufstieg gesichert (passend zum Thema des Tages könnte man von Jakobs Krönung sprechen), letztlich gelang ihnen sogar noch ein 5,5:2,5-Sieg.

Ein paar Impressionen vom Wettkampf:

Holger Fabig (1957) - Tzun Hong Foo (1940)

Holger hat mit Weiß eine eigentlich undeckbare Mattdrohung (Dh6-h7-h8) aufgebaut, doch sein Gegner war schneller und beförderte Holgers König mit einer Serie von Schachs aufs offene Feld. Jetzt steht ihm natürlich bereits eine Vielzahl gewinnbringender Schachs zur Verfügung (z.B. Tf1+, Da5+ oder Le4+). Mit 32... Dc5+ 33.dxc5 Te5# entschied er sich für die ästhetischte Lösung.

Faris Avdic (2100) - Jens Diekmann (2044)

Mit normalen Mitteln ist dem e-Bauern nicht mehr beizukommen (42... Te2 43.Le5 +-; 42...Te1 43. Kh3 +-; 42...Kg8 43.Td7 Kf8 44.d5 Te2 45.Ld6+-). Jens Versuch 42...g5 genügte zwar, um den Gegner vom richtigen Pfad abzubringen, war aber objektiv auch unzureichend. Der Computer findet stattdessen eine spektakuläre Lösung: 42...Thg1! 43.e7 Txg3+ 44.Kf4 Th3!, denn nach e8D kann man ja den König mit Txh4 auf die e-Linie zwingen und erwischt dann die gerade entstandene Dame.

Da Huo (1943) - Matthias Peschke (2009)

56... Sxg4! ist zwar nicht der einzige, aber doch der für einen Menschen am leichtesten zu berechnende Remisweg. Nach 57.Lxg4 Kd4 58.Kg5 Ke3 fehlt Weiß jeweils genau ein Tempo, um mit dem König zum eigenen oder zum gegnerischen Bauern zu gelangen: 59.Kf5 a5 60.Ke5 bringt zwar den König ins Quadrat, was ihm aber nichts hilft, da er das Feld d4 nicht betreten darf, während nach 59.Kh4 a5 60.Kg3 a4 61.Kg2 a3 die Drohung a2 gerade rechtzeitig kommt, um Weiß von Kf1 abzuhalten.

 


Ergebnis:

  Hamburger SK V 4-4 SK Marmstorf
1 1 Engel, Robert 2132 ½:½ Kuberczyk, Christoph 2286 1
2 2 Fuhrmann, Bahne 2066 0:1 Hawellek, Dr. Jeronimo 2266 2
3 6 Klaas, Heiko 1950 ½:½ Müller, Jan Hendrik 2143 3
4 8 Avdic, Faris 2100 ½:½ Diekmann, Jens 2064 5
5 10 Fuhrmann, Åke 1998 ½:½ König, Friedrich Theodor 1917 7
6 14 Da Huo 1943 ½:½ Peschke, Matthias 2009 8
7 15 Tzun Hong Foo 1940 1:0 Fabig, Holger 1990 11
8 16 Lu, Yunong Elias 1823 ½:½ Anderberg, Peter 1916 13

 


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